Acht Monate nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst, nachdem er bei den Ermittlungen zum Tode eines lokalen Polizeichefs alle Vertuschungsversuche dessen Familie und der Security Branch zur Seite geschoben hat (Ein schöner Ort zum Sterben), treffen wir Emmanuel Cooper 1953 in Durban, Südafrika, wieder. Dort hat er Arbeit auf einer Werft gefunden, doch nachts beobachtet er Diebstahl und Schmuggel, an denen korrupte Polizeibeamte beteiligt sind. Diesen Nebenjob hat er seinem alten Boss, Major Van Niekerk, zu verdanken, für den er undercover auf dem Güterbahnhof nahe der Lagerhäuser verdächtige Fahrzeugbewegungen observiert. Dabei stößt er auf zwei junge Inder, in deren Nähe ein toter Junge mit durchschnittener Kehle liegt: Jolly Marks, ein Knirps, der für Nutten und andere zwielichtige Gestalten der Gegend kleine Besorgungen machte.
Und damit ist Emmanuel Cooper wieder mittendrin in den Auswirkungen der damals neuen Segregationsgesetze und alten Korruptionsskandalen. Cooper versucht, die beiden Inder vor Verdächtigungen der Polizei zu beschützen, er selbst gerät ebenfalls in Verdacht, Jolly Marks getötet zu haben. Und als dann noch seine Vermieterin und deren Dienstmädchen ermordet werden und der intergre Cooper mit Blut befleckt und dem Mordinstrument in der Hand vorgefunden wird, steht für die Polizei fest, dass der ehemalige Detective Sergant ein dreifacher Mörder ist. Zum seinem Glück hat der ehemalige Boss so großen Einfluss, dass er Cooper für 48 Stunden Freiheit zur Suche des Mörders – oder der Mörder? – gewähren kann. Hat er ihn/sie bis dahin nicht gefunden, wird Cooper mit der Aussicht auf einen Strick um den Hals verhaftet.
Es erweist sich als nahezu aussichtlos, den oder die Täter zu finden. Unerwartete Hilfe bekommt er von einer Bardame, die zudem die Geliebte Van Nienkerks ist, und Cooper zu einem einflussreiche Kriminellen der Stadt führt.
Dann stellt sich heraus, dass sich hinter den Morden an den unbedeutenden Toten ein ganz großes Ding verbirgt. Als aus einem besonderen Grund der deutsche Arzt und Jude Dr. Zweigman von Cooper gerufen wird, und der mit Zulu-Constable Shabalala – beide Helfer in „Ein schöner Ort zum Sterben“ – auftaucht, poppt die politische Bedeutung und Dimension, um die es eigentlich bei den Morden geht, auf. Cooper erfüllt die in ihn gesetzte Erwartung seines Ex-Bosses.
Für den karrieregeilen Major Van Niekerk ein Erfolg und auch für Emmanuel Cooper und seinen loyalen Helfer Shabalala.
Auch in diesem zweiten Band der Reihe um Emmanuel Cooper gibt Malla Nunn tiefe Einblicke in das Südafrika der 1950er Jahre und die Rassentrennung durch die Rassengesetze. Malla Nunn hat diesen Roman und die anderen drei dieser Reihe in jener Zeit verortet. Auch wenn der Zyklus in den Jahren ab 2008 veröffentlich wurde, so sind diese vier Bände ein authentisch wirkendes Bild jener Zeit der Apartheid-Ploitik in Südafrika, verbunden mit fiktiven spannenden Fällen, die nur so und mit diesem Personal hätten geschehen können.
Ein Südafrika, dass ich aus dieser Perspektive und so eindrucksvoll noch nicht erlebt habe.
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Malla Nunn: Lass die Toten ruhen – Band 2 des vierteiligen Emmanuel-Cooper-Zyklus. Deutschsprachige Neufassung von Else Laudan auf Grundlage der Übersetzung von Armin Gontermann, erschienen im Argument Verlag (2022), die deutsche Erstausgebe erschien bei Rütten & Loening (2011)
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Emmanuel-Cooper-Zyklus
Band 1: Ein schöner Ort zum Sterben
Band 2: Lass die Toten ruhen
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