Nachdem vor einigen Jahren bei Ariadne die Bände 3 und 4 des Emmanuel-Cooper-Zyklus erschienen sind, publiziert der Verlag nun die lange Zeit vergriffenen Bände 1 und 2 in einer überarbeiteten Übersetzung.
Ein schöner Ort zum Sterben ist der erste Band, angesiedelt im Südafrika von 1952, als die Apartheid-Politik des Staates mit zahlreichen Gesetzen, insbesondere Segregationsgesetzen, die „Rassentrennung“ weiter manifestierte. Zu der Zeit wurde ebenso die Security Branch gegründet, eine Polizeiorganisation für Staatssicherheit, die auch zur Bekämpfung Oppositioneller, insbesondere von Kommunisten eingesetzt wurde.
DS Emmanuel Cooper wird zu dieser Zeit in eine kleine Burenstadt nahe der Grenze zu Mosambik zu einem möglichen Gewaltverbrechen beordert. Als er ankommt, erfährt er von der Leiche des erschossenen Polizeichefs der Stadt, die aus dem Grenzfluss geborgen wurde. Der Fluss dient Schmugglern als Möglichkeit zum Grenzübertritt, aber auch anderen, Oppositionellen des Regimes, die ungesehen Flugblätter einschleusen, mit denen Stimmung gegen die Regierung gemacht werden soll.
Polizeichef Willem Pretorius war mit seinen fünf Söhnen der Herrscher der Stadt, unter Buren und anderen Weißen hochgeachtet, anscheinend immer bemüht, Gerechtigkeit auch gegenüber Mischlingen, eingewanderten Nichtweißen und Schwarzen zu zeigen.
Während Cooper versucht, den Mord in sorgfältiger Polizeiarbeit unabhängig von Segrationsgesetzen und anderen politischen Interessen der Regierungspartei aufzuklären, wird ihm der Fall nach kurzer Zeit entzogen. Die Security Branch übernimmt, die politische Richtung ist klar: Der integre Polizeichef kann nur durch einen Staatsfeind, mutmasslich einen Kommunisten, ermordet worden sein. Cooper wird auf einen Nebenschauplatz abgeschoben, er soll sich um einen Triebtäter kümmern, der auf dem Weg zwischen der Stadt und der Location für die Eingeborenen Frauen belästigt haben soll. Sollte der Detective Sergeant dennoch den Leuten der Security Branch in die Quere kommen, würde er mit brutaler Gewalt davon abgehalten werden. Unterstützt wird die Security Branch von den Söhnen des toten Polizisten, die das Bild ihres Vaters schützen wollen.
In diesem politischen und sozialen Gemenge kommt Emmanuel Cooper auf die Spur des Triebtäters sowie dem Mörder nahe. Es entwickelt sich eine Story, die sich nur in diesem Land als Folge der Apartheidpolitik und den poitischen Verhältnissen erzählt werden kann.
Cooper ist ein kleines Puzzleteil, mehr ein Sandkorn, mit der Gefahr zerrieben zu werden zwischen seinem Anstand einerseits und den Ansichten und Interessen der herrschenden weißen Klasse und deren Handlanger. Was er dabei erfährt und wie es ihn trifft, wird in diesem und den anderen drei Bänden des Zyklus einfühlsam und beeindruckend von Malla Nunn erzählt. Eingebettet in ein dunkles Stück Geschichte dieses multiethischen und multikulturellen Staates, für die die europäischen Siedler verantwortlich sind.
„Ein schöner Ort zum Sterben“ hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, wobei der Krimipart nicht zu kurz kommt. Malla Nunn versteht es ebenso, einen spannungsreichen Plot aufzubauen und zu einem in diesem Gemenge logischen Ende zu führen.
– – – O – – –
Malla Nunn: Ein schöner Ort zum Sterben. Erster Band des vierteiligen Emmanuel- Cooper-Zyklus, erschienen bei Ariadne im Argument Verlag (2022). Deutschsprachige Neufassung auf Grundlage der Übersetzung von Armin Guntermann (2009, Rütten & Loening). Lektorat: Jan Karsten und Else Laudan
Originaltitel: A Beautiful Place to Die (2008)
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Emmanuel-Cooper-Zyklus
Band 1: Ein schöner Ort zum Sterben
Band 2: Lass die Toten ruhen
Passt genau in die Jahreszeit;)
VG
Felicia
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