Johannesburg – Südafrika – 1953, Zeit der Finsternis. Sie wirkt wie eine Zeit in einem Land vor unserer Zeit, in der Detective Sergeant Emmanuel Cooper das Privatleben verleugnen muss, um seinen Job ausüben zu dürfen. Gesetze verbieten das Vermischen von Weiß und Nicht-Weiß. Es ist nicht nur eine Trennung der „Rassen“ in den öffentlichen Bereichen, sondern auch im privaten Leben.
In jener Zeit wird in einem „Weißen-Viertel“ ein weißes Ehepaar überfallen, deren Tochter bezeugt, dass zwei junge Zulus die Tat begangen haben, die zum Tod ihrer Eltern führt. Einer der Jungen ist der Sohn von Coopers verlässlichem Mitarbeiter Constable Shabalala. Für die weißen Polizeibosse ist der Fall klar: Die weiße Zeugin ist glaubwürdig, der Fall erledigt, da die Täter erkannt wurden. Für Cooper unglaublich, denn er erkennt die Lüge der „Zeugin“ und gefälschte Indizien. Zusammen mit Shabalala macht er sich auf, den wahren Tathergang und damit die wirklichen Täter zu ermitteln.
Das geschieht gegen den Widerstand seines Vorgesetzten, der mehr und mehr über das Privatleben seines Detective Sergeants in Erfahrung bringt und Cooper damit zu erpressen versucht. Das ist zwar eine üble Angelegenheit für Cooper, nicht jedoch das alleinige skandalöse und kriminelle Verhalten auf der Seite der Weißen. Es sind Korruption und kriminelles Aneignen von Besitz zu Lasten der unterdrückten Rasse durch legale und auch illegale Auslegung der neuen Gesetze, die im Zuge der Apartheid-Politik erlassen wurden.
Letztlich ist der Raubüberfall nur ein lokales Ereignis im nationalen kriminellen Geflecht zu Lasten der Schwarzen.
Malla Nunn beschreibt die Unterdrückung und die Versuche, sich dagegen mit verschiedenen Mitteln zu wehren. Dass dabei in den Townships Widerstand gegen Gesetz und weiße Übermacht besteht, der ebenfalls auf krimineller Basis aufgebaut ist, basiert auf dem Prinzip von Actio und Reactio. In diesem Spiel nach der meist vergebliche Suche einer gesellschaftlichen Balance bewegen sich Cooper und seine Unterstützer, die er in beiden Lagern findet. Malla Nunn gelingt es, die groben Unterschiede und die feinen Nuancen dieses Spiels und deren Regeln herauszuarbeiten, die Finsternis jener Zeit darzustellen.
In der November 2016- Krimi-Bestenliste von DIE ZEIT heißt es dazu: “ Ungelogen großartig“. So ist es.
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Originaltitel: Present Darkness
In deutscher Übersetzung von E. Laudan und B. Szelinski erschienen als Taschenbuch bei Ariadne (Argument Verlag), als E-Book bei CulturBooks
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Emmanuel-Cooper-Zyklus
Ich habe es vor etwa einem Jahr gelesen, es ist mir in guter Erinnerung geblieben, weil es ein wenig die geschichtliche Entwicklung der Neuzeit beleuchtet und trotzdem spannend ist.
Malla Nunn ist ein weißer Fleck in meiner Leseliste, was ich sehr bedauere. Aber ich habe fest vor, das zu ändern, möchte aber mit Band 1 anfangen.
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