Düster wie das Cover: Michaela Kastel – So dunkel der Wald

IMG_7625Der Titel auf dem Cover: Kaum lesbar, so düster. Der Thriller so gruselig, so grausamen Inhalts, oftmals eklig. Selten hat mich ein Plot so gefesselt, zugleich im ersten Teil abgestoßen. Es ist zunächst die Geschichte von „Paps“ dem Monster, das kleine Kinder in ein abgelegenes Haus im Wald entführt, nachts misshandelt und falls nötig bestraft, indem die Opfer in eine schachtartige Höhle gebracht werden. In der Dunkelheit wird der Wille gebrochen, macht Gefangenen dunkler, manche krepieren auch darin.

Die zwanzigjährige Ronja, wurde von ihm vor zehn Jahren in den Wald verschleppt, Yannick schon ein paar Jahre zuvor. Die beiden haben die Torturen überlebt. Das Interesse, sie zu missbrauchen, ist bei „Paps“erloschen. Er bedient sich Jüngerer, wobei der Missbrauch gar nicht explizit beschrieben wird. Allein der Gedanke erzeugt beim Leser Hass und Ekel.

Ronja ist in diesem Thriller die Erzählerin, die von dem düsteren Leben berichtet. Davon, wie sie die Kleinen bemuttert und versorgt, wie das Leben in Furcht läuft. Ein Fluchtversuch scheitert, aber er verändert die Situation. Das Monster, das den Versuch noch vereitelt hat, überlebt das Ereignis nicht.

Die Freiheit bringt den Älteren und den Jüngeren jedoch nichts. An Yannick scheitern Ronjas Überlegungen, zur Zivilisation zurückzukehren. Zu groß ist dessen Angst, für die Taten „Paps“ mitverantwortlich gemacht zu werden, unüberwindbar die Furcht, sich nicht mehr außerhalb des Waldes integrieren zu können. Normal ist für Yannick, wie er heute lebt. Diese „Normalität“ will er zum Wohle aller mit Gewalt bewahren.

Verkehrte Welt, aus der Ronja mit den Kindern ausbrechen möchte.

In der Welt außerhalb des Waldes ist inzwischen eine Suche nach den Vermissten gestartet, aber auch der kann sich Yannick auf seine Art, die immer mehr mit den Grausamkeiten durchsetzt ist, wie sie „Paps“ angewandt hatte.

Die Grenze zwischen Wirklichkeit und Wahn verschwindet dabei mit zunehmender Lesedauer.

Es gibt Romane, die sind mehr als nur Worte und Gefühle und Handwerk. Sie sind etwas, das man als Autorin gar nicht so richtig erklären kann.“ Das schreibt Michaela Kastel in einer Danksagung am Ende des Buches. Den Thriller mit dem üblichen Rezensionssprech zu beschreiben, fällt mir schwer. Nicht der Worte sondern der Gefühle wegen, die konträrer nicht sein können. Das Ende versöhnt ein ganz klein wenig, die Düsternis aber überwiegt.

So dunkel der Wald“, für den Leser ein Experiment, wie viel Dunkel er ohne Hoffnung auf Licht ertragen kann – oder will.

— O —

Michaela Kastel: So dunkel der Wald,

Emons Verlag 2018, ISBN 978-3-7408-0293-6

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