Dieser Roman „ist wirklich etwas komplett anderes“. „Aber Hey“, sagt Michaela Kastel im Nachwort, „Ich muss doch auch mal was anderes schreiben.“
Bekannt geworden ist Michaela Kastel durch die düsteren Szenarien ihrer vier zuvor bei emons erschienen Thriller. Nun eine Geschichte von Verlust, Schuld und Hoffnung aus der einen, die von Freiheit, Erlösung und Frieden aus anderer Perspektive. Und obwohl sich diese Schlagwörter nach einem Roman von Rosamunde Pilcher lesen, ist Kaltes Herz fast Eis überwiegend so dunkel, wie wir es von Kastels Thrillern gewohnt sind. Nicht blutig, doch dramatisch und von düsteren Gedanken und der Suche nach dem wahren Grund von Unglücken geprägt.
Alex ist beim Bergsteigen tödlich verunglückt. Was passierte, ist für seine Verlobte Caroline nicht geklärt. So macht sie sich aus Wien in die österreichische Bergwelt auf, zu erfahren und zu verstehen, was der wirkliche Grund für den Tod des erfahrenen Bergsteigers war.
Aus verschiedenen Perspektiven erfahren wir, wie ihre Suche abläuft, bei der sie auf Bergsteigerprofi Samuel trifft. Der war beim Rettungsversuch von Alex dabei. Samuel: Strahlemann in der Bergsteigerszene, Welt weit von Kraxlern verehrt, von seinen Angestellten und vom Bruder gefürchtet und gehasst.
Es kommt zu einem Geflecht voller Spannungen in den Beziehungen nicht nur zwischen Caroline und Samuel, sondern auch den Personen in der zweiten Reihe hinter ihnen. Häufiger Perspektivenwechsel zeigen die Verhältnisse und Entwicklungen der Protagonisten auf, doch das, was Alex widerfahren ist, bleibt lange im Dunkel – ein zweites Unglück, in das Samuel verwickelt war, ebenso.
Allmählich wird für Caroline die Vermutung über den Tod des Verlobten zur Gewissheit. Aber das ist nicht alles, was sich in und um Samuel, schließlich ans Tageslicht kommt. Es ist eine überraschende Wendung, die dem Roman einen ungeahnten Abschluss gibt.
Durch die unterschiedliche Sichtweise der Personen auf ihre Gegenüber und die Ereignisse gelingt es Michaela Kastel, die Charaktere klar und überzeugend darzustellen. Die Brisanz der Beziehungen bringt die Spannung, die diesen Roman lesenswert macht.
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Michaela Kastel: Kaltes Herz fast Eis, erschienen im Emons Verlag (2022)
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Michaela Kastels Stand-alone-Thriller:
So dunkel der Wald (2018)
Worüber wir schweigen (2019)
Die beiden „Madonna“-Thriller:
Ich bin der Sturm (2020)
Mit mir die Nacht (2021)
Vielen Dank für den Tipp!
Gerne. Überraschend, was Michaela Kastel geschrieben hat. Und ich lasse mich gern überraschen.
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