Requiem Aeternam Conservamus* – MATHIJS DEEN: DER TAUCHER

Von der Nordsee, Wracks und Wracktauchern erzählt der Niederländer Mathijs Deen. Er erzählt wie die Nordsee so ist: kühl, mal ruhig, dann wieder aufwühlend und rau, auch Mordsee.

Ein Mann fährt mit seinem Boot von Föhr Richtung Wilhelmshafen. Später wird das Boot kieloben in der Nähe der dänischen Küste entdeckt. Vom Skipper keine Spur.

Irgendwo vor Amrum ortet ein Bergungsschiff unter holländischer Führung auf der Suche nach einem verloren Container ein Wrack, das auf keiner Wrackkarte der Gegend aufgeführt ist. Mit der Unterwasserkamera entdecken sie einen Taucher am Brückenaufbau. Tot. Der holländische Kapitän erkennt das Wrack. Die Hanne, 1950 gesunken mit Kupferplatten im Millionenwert an Bord.

Von der Bundespolizei in Cuxhaven wird Kommissar Liewe Cupido zum Bergungsschiff geschickt. Liewe, der „Holländer“ kann Holländisch und tauchen. Beim Tauchgang zu Wrack und totem Taucher, sieht, dass der Tote mit Handschellen an das Wrack gefesselt ist. Die Schlüssel für die Handschellen hängen außer Reichweite des Tauchers. Sichtbar in dessen letzten Minuten, jedoch unerreichbar.

Anderer Ort: Cuxhaven. Der Jugendliche Johnny hatte einige Monate zuvor den Gleichaltrigen Hauke so verprügelt, dass dieser schwer verletzt wurde, immer noch und wohl sein Leben lang unter den Verletzungen leiden muss, pflegebedürftig ist. Johnnys Eltern sind geschieden, der tote Taucher ist sein Vater, ein heruntergekommener Typ, ein Wracktaucher, lebte auf Föhr. Johnny läuft zum Ärgernis von Haukes Eltern frei herum, bisher gab es noch keinen Prozess, während es Hauke zunehmend schlechter geht, ins Koma fällt. Das herrenlose Boot vor Dänemark war das Boot des Toten.

Liewe und eine Kommissarin in Cuxhaven ermitteln im Fall des Tauchers, dessen Tod offensichtlich kein Unfall war. Wollte sich jemand an Johnnys Vater rächen? Hängt der Tod mit dem wertvollen Inhalt der Hanne zusammen, den der Wracktaucher schon teilweise geborgen hatte? Denkbar ist vieles, doch ein wahrscheinliches Motiv zunächst nicht erkennbar. Auf die Spur kommt Liewe, als der Tauchcomputer des Toten ausgewertet wird. Wohin die Spur führt und wer dabei war und weshalb ist eine lange Geschichte, von Mathijs Deen spannend und kurzweilig im maritimen Szenario erzählt. Ohne viel Schnick-Schnack – blendet man die kleinen Begebenheiten zwischen Liewe und einer Hundetrainerin aus. Eine Episode die zwischendurch und kurzzeitig zu einer angenehmen Entspannung beim Lesen führt. Neben dem Plot geht es aber auch um Väter und Söhne. Liewe, der seinen Vater verloren hat, einen Fischer der auf See über Bord ging, nicht wieder zurück kam. Johnny, der ab und zu mit dem Gesetz in Konflikt kommt, und sein Vater, der zu ihm hielt. Hauke schwerkrank und dessen Vater darauf aus, dem Sohn ein gutes Leben zu ermöglichen.

Schicksale. Aber auch das von anderen, die ihre Vorfahren im eisernen Grab am Meeresboden wissen. Nordsee – ist zuweilen Mordsee.

Trotz aller Nüchternheit der Erzählung Emotionen weckend. Große Unterhaltung in kurzen Sätzen. Ein gelungener Kriminalroman.

– – – O – – –

Mathijs Deen: Der Taucher. Mit einer Karte der Küstenregion auf der Innenseite des Schutzumschlags, aus dem Niederländischen übersetzt von Andreas Ecke, erschienen im mareverlag (2023), Originaltitel: De Duiker

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* Wir schützen die ewige Ruhe

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