Bekkers Dilemma in PETER JACKOBS „PAPA, SCHACK!“

Mitten in der Nacht setzen die Wehen ein. Der Kommissar der Mainzer Mordkommission Schack Bekker fährt mit der werdenden Mutter, seiner Kollegin und Lebensgefährtin Erna, zum Krankenhaus, wo die gemeinsame Tochter zur Welt kommen soll.

Und wie es sich für einen braven werdenden Vater gehört, will Schack seiner geliebten Erna das Händchen halten und bis zur Entbindung nicht von ihrer Seite weichen.

Doch kaum in der Klinik angekommen, passiert es: Der Knall einer Explosion unweit des Krankenhauses ist zu hören – und der leidenschaftliche Ermittler steckt im Dilemma. Besonders als er von einem Kollegen erfährt, dass bei der Detonation in einem Labor ein Wachmann ums Leben gekommen ist.

Bekker möchte liebend gern ermitteln, aber er ist sich auch seiner selbst auferlegten Pflicht bewusst, an Ernas Seite zu bleiben.

Erna kennt ihren Schack so gut, dass sie nach einigen Gewissensbissen und dem Rumgezappel des künftigen Vaters ihres Kindes eine pragmatische Entscheidung trifft. Der Kommissar möge seinen beruflichen Neigungen folgen. Wie es in solchen Situationen häufig vorkommt, eiert der Freigestellte noch ein Weilchen herum. Tut so, als ob es ihm wichtiger wäre, bei seiner Frau zu bleiben und zieht dann mit ein wenig schlechtem Gewissen Richtung Tatort. Nicht ohne Erna das Versprechen abzunehmen, dass sie sofort anrufen solle, wenn „es richtig losgeht“ mit der Geburt.

Wachmann tot, Labor zerstört! Wo ist das Motiv?

Im Labor, so erfährt Bekker, befand sich nichts, was einer Zerstörung wert war. Der Wachmann war ein ehemaliges Mitglied einer Spezialeinheit des Staates Arabinan. Mysteriös ist, dass der Emir von Arabinan, dessen Sohn und zahlreiche Mitreisende sich in Mainz aufhalten, wo Emir und Sohn, der in Kürze den Vater als Herrscher des Staates ablösen soll, an diesem Tag im Gutenberg-Museum Gutenbergs Meisterwerk, die B-42 Bibel, besichtigen wollen. Die Frage:

Gibt es einem Zusammenhang zwischen dem Mord am Wachmann und dem Besuch des arabinanischen Herrscherhauses in Mainz?

Das versucht Bekker mit Hilfe seines Freundes und Polizeifotografen Werner Niesberg sowie einigen Kollegen herauszufinden.

Bekkers Recherchen führen durch die Stadt, vom Tatort zum Hotel in dem sich der Emir mit seiner Entourage einquartiert hat, weiter zum Gutenberg-Museum und – oh Schreck für Schack – zum Krankenhaus, in dem Erna auf die Geburt ihrer Tochter wartet und allmählich Richtung Kreisssaal aufbricht.

Im Krankenhaus passiert es dann – zunächst nicht bei Erna! Ein großes Showdown. Bekker in Lebensgefahr. Dann aber mit Durchblick im Mordfall und schließlich „der Aufschrei und es war vollbracht“.

In Falcos Songtext ersetze ich das Fragezeichen durch ein Ausrufungszeichen: „Alles klar Herr Kommissar!“, und der Mainzer Kommissar geht schließlich glücklich durch die Mainzer Straßen zu einem seiner Lieblingsläden, einem Ur-Mainzer Tabakladen, wird danach von seinem Freund Niesberg verabschiedet, der unserem erfolgreichen Kommissar und frisch gebackenem Vater ein „Papa, Schack!“ hinterherruft.

Schack Bekker, wie er lebt und arbeitet. In diesem Fall hat sich „Bekker Mord“ mit Hilfe seiner Erna aus dem Dilemma zwischen Vaterwerden und Beruf grandios befreit. Nirgendwo anders als in Mainz könnte der knorzige Kommissar zwischen Liebe zur Stadt, zu Erna und seinem Beruf so leben und agieren. Autor Peter Jackob zeichnet Bekkers Charakter feinfühlig. Und so ist Schack inzwischen Kumpel und guter Freund der Leserinnen und Leser von inzwischen mehr als 10 Romanen und Kriminalgeschichten. Ein Held, der zu einem fiktiven Mainzer Original gewachsen ist.

In „Papa, Schack!“ geht es um Schack als liebenswerten Menschen, der uns jederzeit in Mainz auf der Straße, in einem Weinlokal oder in dem Ur-Mainzer Tabakladen begegnen könnte, aber auch um „Bekker Mord“, den knorzigen und cleveren Ermittler im Schatten des Mainzer Doms.

Beide Seelen hat Peter Jackob in diesem kleinen Kriminalroman wieder lesens- und liebenswert beschrieben.

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Peter Jackob: Papa, Schack! Erschienen 2023 im TZ-Verlag & Print GmbH als Taschenbuch, 158 Seiten

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