LOUISE PENNY: WILDES WASSER – der 15. Fall für Gamache

Nach einer Suspendierung ist Armand Gamache wieder zurück im Polizeidienst. Sein Chef ist Schwiegersohn Jean-Guy Beauvoir, dessen Mentor er über viele Jahre war. Gamache hat es in der neuen Position als Chief Inspector nicht einfach: Über Social Media Kanäle werden viele Hassbotschaften über ihn von Personen verbreitet, die ihn noch immer für das Desaster bei der Drogenbekämpfung verantwortlich machen. Agents, mit denen er zusammenarbeiten soll, zeigen offen, dass sie am liebsten auf ihn verzichten würden. Das Verhältnis zum neuen Chef ist nicht einfach, war doch die Rangfolge lange umgekehrt, und keiner der beiden weiß so recht, wie er sich dem anderen gegenüber verhalten soll.

Armand Gamache bewegt sich sprichwörtlich in wildem Wasser, droht unterzugehen, zu ertrinken.

Zudem setzt in der Provinz Quebec die Frühjahrs-Schneeschmelze begleitet von starken Niederschlägen ein. Mit Hochwasser und riesigen Überschwemmungen ist zu rechnen. Auf die Erfahrung Gamaches im Umgang mit solch einer bevorstehenden Katastrophe wollen die Verantwortlichen nicht bauen. Übrig bleibt, dass sich der einst so erfolgreiche Chief Superintendent und Leiter der Sûreté du Québec um das Verschwinden einer jungen Frau kümmern soll, die angekündigt hatte, ihren gewalttätigen Ehemann verlassen zu wollen. Ins Rollen bringt diese Nachforschungen eine Kollegin des Chief Inspectors, Patentante der Frau und befreundet mit deren Vater.

Die Suche ist geprägt von Missverständnissen, Verwirrungen, Vorverurteilungen sowie Nachforschungen, die zu gerichtlich nicht verwertbaren Erkenntnissen führen und dazu, dass der des Mordes verdächtige Ehemann das Gericht unbestraft verlassen kann. Die Leiche der Frau war in der Nähe ihrem Wohnort im Bella Bella, dem kleinen Flüsschen, das auch durch Three Pines fließt, gefunden worden. Dieses friedliche Flüsschen hatte sich durch die Schneeschmelze zu einem reißenden Strom gewandelt und so die Vermisste in den Tod gerissen, nachdem sie von einer morschen Brücke in den Fluss gestürzt war. Unfall oder Mord? Das ist natürlich die Frage, die auch zu anderen Verdächtigen und schließlich zur Lösung des Falles führt.

Parallel dazu erfahren wir, dass auch gegen die Malerin Clara im Netz ein Shitstorm im Gange ist. Nach ihren großen Erfolgen der Vergangenheit werden ihre neusten Werke auf das Übelste niedergemacht und auch eine bedeutende Kritikerin beteiligt sich am Rufmord Claras. So kämpft auch die Malerin in einem „Wilden Wasser“.

Letztlich bleibt sowohl am Bella Bella als auch in der gesamtem Provinz das Hochwasser durch geeignete Maßnahmen unter Kontrolle und auch Armand Gamache kann sich aus dem gefährlichen Strudel befreien.

Nun könnte man meinen, die wechselhafte Geschichte des Armand Gamache sei mit Klärung des 15. Falles abgeschlossen. Neue Wendungen in dessen Berufsleben könnte es nicht mehr geben, Three Pines und seine Bewohner würden ein friedliches, unbekümmertes Leben führen können, die Sûreté du Québec zur Normalität und Integrität zurückfinden.

Aber dem ist nicht so. Das Erscheinen des 16. Bandes in deutscher Übersetzung steht bevor, während in den USA bereits der 18. Band erschienen ist. Es geht also weiter mit Armand Gamache.

Mit all diesen Verknüpfungen des Personals bei der Sûreté du Québec und den verwobenen Beziehungen der Bewohner und Bewohnerinnen von Three Pines und der Familie Armand Gamaches, wird es schwierig sein, neue Leser und Leserinnen für diese Reihe zu gewinnen. Wer eine Beziehung über die vielen Fälle Gamaches aufgebaut hat, sich als Teil der Three Pines Gemeinschaft empfindet, wird diese vermutlich nicht aufgeben. Aber für mich sieht es zur Zeit so aus, als wäre „die Luft raus“ aus einer bis zu diesem Punkt spannenden und liebenswerten Reihe. Gamache hätte nun endlich seinen Ruhestand verdient. Und wenn ich dann in ein paar Jahren an ihn zurück denken würde, hätte ich eine märchenhafte Geschichte in Erinnerung mit dem Motto „Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er auch noch heute!“

Ob ich den 16. Fall doch noch lesen werde? Vermutlich ja, Louise Penny hat mich angefixt.

– – – O – – –

LOUISE PENNY: WILDES WASSER – Der 15. Fall für Gamache,

erschienen im Kampa Verlag (2022), übersetzt von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck

– – – O – – –

Bisher besprochene Bände der Reihe:

Band 1:  Das Dorf in den roten Wäldern

Band 4: Lange Schatten

Band 5: Wenn die Blätter sich rot färben

Band 6: Heimliche Fährten

Band 7: Bei Sonnenaufgang

Band 8: Unter dem Ahorn

Band 9: Der vermisste Weihnachtsgast

Band 10: Wo die Spuren aufhören

Band 11: Totes Laub

Band 12: Auf keiner Landkarte

Band 13: Hinter den drei Kiefern

Band 14: Auf einem einsamen Weg

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3 Antworten zu LOUISE PENNY: WILDES WASSER – der 15. Fall für Gamache

  1. Micha schreibt:

    Hat du eine Empfehlung mit welchem Band man die Serie beginnen kann? Das es nicht zwingend immer der erste Roman sein muss kann man am Werk Jo Nesbo deutlich erkennen wie ich finde.
    Gruß aus NRW

    • Philipp Elph schreibt:

      Hier ist es sinnvoll, mit dem 1. Band der Reihe anzufangen, da darin das berufliche und private Umfeld Gamaches vorgestellt wird, zudem die immer wieder auftauchenden Personen aus Three Pines. Von dieser Basis ausgehend habe ich dann den 4. Fall gelesen. Bis einschließlich dem 9.Fall ist es nicht zwingend, die Reihenfolge einzuhalten, danach ist die Einhaltung sinnvoll, da das Schicksal von Gamache sich von Fall zu Fall entwickelt und mit dem 15. einen gewissen Höhepunkt erreicht.
      Grüße aus Wiesbaden

  2. karu02 schreibt:

    Ich bin bei 14 angelangt, noch ungelesen, aber nicht mehr lange. Ich zieht es immer in das kanadische Dorf, wenn ich es abends gemütlich haben will, ist wie Party mit immer den gleichen Gästen und trotzdem interessanten Themen. Wahrscheinlich kann ich nie damit aufhören, es sei denn Frau Penny hört auf. 😉

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