Routiniert erzählt Anna Jansson nach über 20 Krimis der Maria-Wern-Reihe im ersten der Kommissar-Bark-Reihe von dem Polizeikommissar, der seit fünf Jahren an einem See in Schweden nach seiner verschwundenen Tochter Vera sucht. Die Tochter war an ihrem Junggesellinnen-Abschied nachts betrunken mit einer Freundin auf den See gefahren und nie wieder aufgetaucht, während die Freundin ertrunken am Ufer gefunden wurde.
Irgendwann wurden die Ermittlungen zu Veras Verschwinden von den Kollegen Barks ergebnislos eingestellt, während Bark noch immer den See zu Fuß umrundet und nach einem Lebenszeichen oder der Leiche der Tochte sucht.
Inzwischen ist eine weitere junge Frau, die sich in der Nähe aufhielt, nach einem Streit mit ihrem Mann nicht wieder aufgetaucht. Auch in diesem Fall wurden die Suche und die Ermittlungen nach einiger Zeit eingestellt.
Als schließlich eine weibliche Leiche am Seeufer angespült wird, gelingt es Bark bei seiner neuen Chefin zu erreichen, dass er die Recherchen zum Verschwinden der zweiten Frau, Camilla, wieder aufnehmen darf. Bei der Leiche könnte es sich um Camilla handeln und da der Kommissar einen Zusammenhang mit dem Fall seiner Tochter vermutet, ist er wieder mittendrin in der Suche nach Vera.
Zwischen Hoffnung, Hoffnungslosigkeit und Wut arbeitet er zusammen mit einem Team aus faulen, desinteressierten Ermittlern und einer sehr engagierten, aber schrägen Kollegin.
Seltsame Typen wohnen in der Gegend, in dem Vera ihren Junggesellinnen-Abschied feierte, darunter Denise, die das Haus ihrer Großmutter erbte und mit ihrem Hund ständig am Ufer des Sees spazierengeht. Im Kleinkindalter starb ihre Zwillingsschwester, nun ist sie mit dem Kontrollfreak Albert liiert, zudem taucht ständig der Fast-Ehemann von Vera auf, der offensichtlich das Verhältnis zwischen Denise und Albert torpedieren will. Bark redet mit allen, insbesondere mit Camillas Mann, dessen damaliges Verhalten ihm recht suspekt erscheint.
Allmählich mutiert der brave Schwedenkrimi dabei in Richtung „Psychothriller“. Und so ist am Ende klar, was passierte, als Vera und Camilla verschwanden, und was die Gründe dafür waren.
Zu lange dümpelt die Story in der Durchschnittlichkeit eines sogenannten „Skandinavienkrimis“, bis erkannt werden kann, was wirklich hinter dem Verschwinden der jungen Frauen steckt, und Anna Jansson damit zum interessanten Teil dieses Krimis kommt.
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Anna Jansson: Leichenschilf, Blanvalet (2022), übersetzt von Susanne Dahmann, Originaltitel: „Dotter saknad“ (Schweden, 2019)