Lars Lenth: Der böse Wolf von Østerdalen

In einer aufgeheizten Stimmung, angefeuert durch die verfestigten Standpunkte der Wolfshasser und der Wolfsschützer passiert es: Eine Pilzsammlerin wird von einem Wolfsrudel überfallen und zerfleischt.

Ein ersehntes Ereignis für die Wolfshasser, die Jagd auf die Graubeine machen wollen, um Norwegen von den „Bestien“ zu befreien. Es sind nicht nur die Jäger, die ihrem Jagdtrieb folgen, es gibt auch politische Motive. So passt es dem Bürgermeister gut in den Kram, dass er seinen Wählern verspricht, sich für die Jagd auf die Wölfe einzusetzen – nicht nur um den Menschen die Angst zu nehmen, sondern um auch wieder gewählt zu werden.

Andererseits arbeiten auch die Wolfsschützer nicht immer mit sauberen Methoden. Auf ihrer Seite steht Rino Gulliksen, ein Einzelgänger, für den Mensch und Tier den gleichen Wert haben, der nach seinen Moralvorstellungen die Wölfe schützt, dabei nicht zimperlich vorgeht. Sich so verhält, dass sein Freund, der Rechtsanwalt Leo Vangen, aus Oslo in die Provinz reist, um Rinos brutales Vorgehen zum Schutze der Wölfe zu verhindern.

Der böse Wolf von Østerdalen ist der dritte Band einer Reihe mit Leo Vangen als Protagonist, der aber hier nicht dominant auftritt.

Im Mittelpunkt stehen hier nicht die Personen sondern vordergründig das Thema, ob der Wolf eine Daseinsberechtigung in Norwegen hat.

Die Personen in diesem Drama erscheinen oftmals überzeichnet. Vom Dorftrottel, der als stellvertretender Bürgermeister von der Gnade seines Chefs abhängt, bis zum alternden Biologen, der den Womanizer gibt. Auch der Anführer und Scharfmacher der Wolfshasser sowie Gulliksen, ein undurchsichtiger Typ, der wie alle anderen auf beiden Seiten durch eigenartiges Verhalten und sonderbares Aussehen dargestellt wird. Dazu scheinen nahezu alle Akteure Pop- und Rockmusik sowohl lokaler als auch internationaler Provenienz zu lieben, über die sie streiten und sich gegenseitig verhöhnen. Das wirkt teilweise slapstickartig, manchmal ironisch und nimmt damit die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung.

Dennoch gelingt es Lars Lenth immer wieder, die Sicht auf die Realität derartiger Feindschaften zwischen Wolfshassern und Wolfsschützern zu lenken, bei denen auf beiden Seiten mit unlauteren Mitteln bis kriminellen Handlungen zur Durchsetzung der Ziele gekämpft wird.

So ist Der böse Wolf von Østerdalen zwar Fiction, aber mit Bezügen zur Realität – ein interessanter Kriminalroman abseits des Mainstreams, mit einem Bösen Wolf und einer ungewöhnlichen Methode, einen Menschen zu töten.

– – – O – – –

Lars Lenth: Der böse Wolf von Østerdalen, erschienen im Limes Verlag (2021), übersetzt aus dem Norwegischen von Frank Zuber

Originaltitel: Menn som hater ulver (Norwegen, 2019)

3. Band der Leo Vangen-Reihe

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