Es ist Weihnachten im alpenländischen Kurort mit dem Doppelnamen.
Da hat Kommissar Hubertus Jennerwein sein Team auf eine Hütte oberhalb des Städtchens eingeladen. Eine ererbte Hütte, von der keiner aus dem Team weiß, dass der Chef sie besitzt. Alle sind sowohl überrascht ob dieser Einladung und der Location sowie dabei: Nicole, Maria, Hölleisen und Stengele. Die Gerichtsmedizinerin lässt sich im Rollstuhl von ihrem Freund zur Hütte schieben. Er ist der einzige, der nicht zum Team gehört. Naja, dann stößt noch ein verirrter Wanderer dazu. „Rosi“, der Oberboss“ ist ebenfalls eingeladen, will auch kommen und gar einen Ehrengast mitbringen.
Die Sause beginnt mit einer zünftigen Vesper, dazu gibt es Glühwein. Man ist sich überein gekommen, an diesem Abend die Polizeiarbeit und die Diskussion über Ermittlungen draußen vor der Tür zu lassen.
Zunächst läuft alles nach Plan. Es werden Anekdoten zum besten gegeben, die mit den Jobs der Anwesenden nichts zu tun haben, und Jennerwein gibt eine Geschichte zum Besten, was 1980 in seiner Schule geschah, als er in der 11. Klasse war. In der Adventszeit schlug der „Bomber“ täglich zu, mit Stinkbomben und anderen besonderen Düften, wobei es sich Jennerwein zur Aufgabe gemacht hatte, den „Bomber“ zu überführen. Eine lange Geschichte, die sich kapitelweise durch das gesamte Buch zieht.
Aber dann kommt es anders, als die fröhliche Schar es geplant hat.
Durch taktische Zeichen, die wohl alle bis auf die zwei Nicht-Dazugehörenden verstehen, erfährt der Gastgeber, dass Gefahr im Verzug ist. Eine Sprengstoffladung mit Zünder befindet sich in der Hütte und unter ihnen ist jemand, der mit einer Explosion das Team im wahrsten Sinne des Wortes sprengen will.
So nimmt die Geschichte ihren Lauf. Während Jennerwein seine Informationen an die Mitglieder des Teams per taktischer Zeichen weitergibt und einen Plan ausheckt, wie das Unglück vermieden werden kann, und er immer wieder eine Episode aus den Bombenattentaten in der Schule erzählt, erfahren wir, dass noch drei Snowborder in der Gegend unterwegs sind, die sich mit gewagten Übungen gegenseitig übertrumpfen – übrigens vom Autor außerordentlich kenntnisreich kommentiert. Schiss haben die drei nicht vor den Schwierigkeiten bei der Durchführung ihrer Grabs und Tricks, sondern vor der Organisation, von der sie sich verfolgt fühlen. Und dann ist da noch ein Wanderer mit drei Gewehren im Rucksack, und dann noch ……. Naja, etliche laufen in dieser Nacht in Gegend ebenfalls herum.
Irgendwann ist es soweit, ein weithin hörbarer Knall. Was dort geschieht? Es ist ein Chaos, ein Showdown, eine Schlittenfahrt!
Sieht man den Krimi als Schlittenfahrt, hat Jörg Maurer einiges auf das Gerät mit den zwei Kufen gepackt. Das bedeutet Lebensgefahr für Jedermann und jede Frau, alpenländisches Brauchtum, Mordmethoden, Drohenflug, verknüpft mit der Geschichte des „Bombers“, die dazu gehörigen chemischen, physikalischen und biologischen Bezüge, einfach alles, und auch Oper, Bierbrauen sowie die verschiedenen Arten des Rutschens über Schnee.
Zuletzt wundert sich der Leser, wie alles zusammenkommt – und es kommt zusammen.
Und das Schönste ist: Zusammen mit Jennerweins Team lernen wir den Privatmensch Jennerwein kennen, den Mann hinter dem Ermittler.
Ein typischer Krimi von Jörg Maurer mit feiner Ironie, Humor, manchmal auch deftiger Charakterisierung der Zugereisten sowie der alpenländischen Ureinwohner und deren Kultur. Ein Krimi, wie er nur dem Hirnkastel Jörg Maurers entspringen kann.
– – – O – – –
Jörg Maurer: Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
Erschienen bei FISCHER Scherz (2018)
10. von bisher 13 Kriminalromanen der Jennerwein Reihe