Eine weitere Sinfonie in Farben und Düften: JEAN-LUC BANNALEC: BRETONISCHE IDYLLE

Zum zehnten Mal brilliert in Bannalecs Bretagne-Krimis die westfranzösische Region mit Hunderten von Farben und deren Nuancen sowie nahezu ebensoviel Düften – in diesem Fall auf der Belle-Île, die laut Inspector Riwal so vielfältig wie ein ganzer Kontinent ist. Der Inselbewohner und Schäfer Patric Provost ist auf dem Festland ermordet worden und so fahren der unter Thalassophobie leidende Kommissar Dupin und sein Team per Schnellboot auf die Insel, um nach Motiv und Mörder des Geizkragens und Kotzbrockens zu suchen.

Während Riwal mit seiner unerschöpflichen bretonischen Erzählkunst die Geschichte der Inselbewohner, die Topographie der Insel und alles, was sie ausstrahlt, seinen Chef nervt, kommt heraus, dass der Tote mit jedem, der mit ihm zu tun hatte Streit hatte oder zumindest in Unfrieden mit ihm gelebt hat.

Keiner wäre zu Lebzeiten Provots betrübt gewesen, wenn dieser Unsympath, von dem so viele abhängig waren, ins Gras gebissen hätte, ein echten Motiv für den Mord fehlt dennoch. Zudem haben alle, die ansatzweise ein Motiv hätten, ein Alibi. Auch ist es für Dupin und Team nicht einfach, sich durch das Beziehungsgeflecht der Inselbewohner, die zumeist in gleichen Vereinen Mitglied sind, aus verschwägerten Familien stammen und auch sonst miteinander verbandelt erscheinen, hindurch zu wuseln.

Letztlich gelingt es dem pfiffigen Kommissar zu erkennen, was gespielt wurde und zum Tod des verhassten Schäfers führte.

So kommen Dupin mit seinen Ermittlern rechtzeitig zur großen Jubiläumsfeier zum Zehnjährigen Dupins in der Bretagne. Eine Abend in Saus und Braus, hauptsächlich von der cleveren Assistentin Nolwenn organisiert, wobei mit „Saus und Braus“ das ausschweifende Essen und Trinken gemeint ist, das in der umfangreichen Menüfolge präzise dokumentiert wird.

Nun denn: Abgesehen von einem spannenden Krimi wird hier ein weiteres Mal kräftig Werbung für einen Teil der Bretagne gemacht, für die Belle-Île. Dabei wird nicht nur die Schönheit der Insel angesprochen, sondern auch deren wechselhafte Geschichte und die ihrer Bewohner. Eine Geschichte, die bewirkt, dass sich die alteingesessenen Acadiens noch immer zusammen stehen.Neben den in dieser Dupin-Reihe üblichen, teils ironischen Anspielungen auf das alles überragende Bretonische und die keltische Vergangenheit enthält der „Regionalpart“ dieses Krimis somit interessante, lesenswerte Passagen.

Zu vermuten ist, dass zur Hauptsaison die Übernachtungsmöglichkeiten der schönen Insel noch schneller ausgeschöpft sein werden. Aber dafür werden die Acadiens auch eine Lösung finden. Platz für ein paar großzügige Hotelanlagen ist vorhanden. Es lebe die Idylle der Belle-Île.

– – – O – – –

Jean-Luc Bannalec: BRETONISCHE IDYLLE – Kommissar Dupins zehnter Fall, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch (2021)

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7 Antworten zu Eine weitere Sinfonie in Farben und Düften: JEAN-LUC BANNALEC: BRETONISCHE IDYLLE

  1. karu02 schreibt:

    Dieses Mal wird es Dir anzulasten sein, wenn ich wieder schwach werde! Ich denke aber auch, ich kann ja nicht hin, kann ich wenigstens darüber lesen. Danke.

    • Philipp Elph schreibt:

      Liebe Karu,
      neben einem interessanten Kriminalfall ist es eine herrliche Schilderung der schönen Insel.
      Für mein Empfinden etwas zu überschwänglich, aber es wird vielen gefallen.

  2. seestern12 schreibt:

    Ich habe bisher nur den 1. Band gelesen und das ist schon eine Weile her. Daher kann ich mich nur erinnern, dass ich den Ermittler sehr unsympathisch fand. Vielleicht sollte ich der Reihe noch eine Chance geben.

    • Philipp Elph schreibt:

      Lieber Seestern,
      Kommissar Dupin empfinde ich nicht als unsympathisch – aber das ist Ansichtssache.
      Für Liebhaber puristischer Krimihandlungen mag der Roman nicht geeignet sein. Er beinhaltet viel Bretagne-Schwärmerei.

      • seestern12 schreibt:

        Lieber Philipp, ich mag z.B den Wortwitz von Miss Marple aber ich mag Poirot nicht. Ich werde mir Dupin auf alle Fälle noch mal anschauen. Die Bücher von Donna Leon, ich mag ja den morbiden Charme Venedigs, werden immer noch gehypt aber ich finde, sie wird von Buch zu Buch schlechter. Bücher sind, wie alles andere auch, eine Frage des individuellen Geschmacks und ich wollte dir nicht zu nahe treten.
        Herzliche Grüße, Petra

  3. Philipp Elph schreibt:

    Liebe Petra, ich habe kein Problem damit, wenn andere nicht meiner Meinung sind. Dazu sich die Geschmäcker zu verschieden. Übrigens bin ich auch von Donna Leon abgekommen – mit dem 22. Band war Schluss.

  4. Pingback: Jean-Luc Bannalec: Bretonische Nächte – Kommissar Dupins elfter Fall | KrimiLese

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