Wer war das Opfer? Warum wurde er umgebracht? Wer hat ihn umgebracht? Was war die Tatwaffe?
In Olivers Bistro in dem abgelegenen kanadischen Dörfchen Three Pines wird die Leiche eines Unbekannten gefunden. Ermordet. In Three Pines, einem Ort, der idyllischer kaum serscheinen kann. Drei Kiefern in der Mitte des Dorfes, daneben der Buchladen von Myrna, ein Bäckerladen, das Haus des Künstlerehepaars Clara und Peter, das Bistro von Oliver und die Pension seines Lebensgefährten Gabri. Mit geschätzten Bewohnern des Ortes, zu denen auch Ruth mit ihrer Ente Rosa gehört. Ruth, Dichterin und Chefin der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, nicht ganz einfach, diese spleenige Frau.
Doch Three Pines mit seinen Wäldern drumherum ist inzwischen auch bekannt für Morde, von denen die kanadische Autorin Louise Penny in inzwischen 16 Bänden erzählt, einige sind bereits in deutscher Sprache erschienen.
Armand Gamache, Chief-Inspector bei der Surêté du Québec, ist mit seinem Team immer zur Stelle, wenn dort eine Leiche auftaucht. In diesem fünften Fall für Gamache ist es eine Angelegenheit, die den cleveren Chief-Inspector vor noch mehr als die üblichen Fragen stellt.
Angeblich kennt niemand der Bewohner Three Pines‘ den Toten, auch Oliver nicht, in dessen Bistro er von Myrna gefunden wird.
Noch mehr Fragen stellt sich Gamache als er herausfindet, dass der Tote nicht im Bistro ermordet wurde:
Wo wurde er umgebracht? Warum wurde die Leiche bewegt?
Fast von Anfang an erscheint Oliver verdächtig, aber andere im Laufe der Handlung ebenso. Irgendwann steht fest, dass der Tote ein Eremit war, der tief in den Wälder in einer selbstgebauten Hütte lebte, um sich herum kostbarste Antiquitäten aus vielen Jahrhunderten, darunter ein kleines Stück aus der Wandvertäfelung des verschwundenen Bernsteinzimmers. Der Tatort wird gefunden, die Wege der Leiche zu Olivers Bistro können nachvollzogen werden und schließlich – so ist es zumeist in Kriminalromanen – Täter und Motiv ermittelt.
Viele Rätsel mussten dazu gelöst werden. Allen voran das Leben von Oliver:
Alles Lüge. Sein ganzes Leben. Die ganze Zeit. Bis er nach Three Pines gekommen war. ….. Aber dann war der Eremit gekommen.
Auch das Rätsel um die Schnitzereien, gefertigt aus Red Cedar aus einer bestimmten Gegend in British Columbia, einer Inselgruppe namens Queen Charlotte Islands. Es ist die Heimat der Haida, einem Indianervolk, das zu den First Nations des Kontinents zählt. Tausende von Kilometer muss Gamache dorthin reisen, um zu verstehen, was den Eremiten bewegt hat, was es mit der Geschichte des Bergkönigs auf sich hat, die immer wieder stückweise im Buch auftaucht und die zu dem führt, vor dem sich keiner verstecken kann: dem Gewissen.
Vieles in diesem Roman ist außergewöhnlich – so, wie die Gemälde Claras – und herrlich erzählt von Louise Penny. Allerdings braucht der Leser Geduld, bis die Handlung Dynamik gewinnt. Doch die Geduld lohnt sich, nicht nur der Spannung wegen wie der Entschlüsselung des Codes auf den Schnitzereien. Das Geheimis der Herkunft der Antiquitäten, das zurück in die damalige Tschechoslowakei nach dem Prager Frühling führt. Die Lügen, die Gamache und seinem Team aufgetischt und von diesen ebenso entschlüsselt werden müssen.
Dieses und wiederum die wunderbaren Charakterisierungen der alten und neuen Bewohner von Three Pines machen Wenn die Blätter sich rot färben lesens- und liebenswert.
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Louise Penny: Wenn die Blätter sich rot färben – Der fünfte Fall für Gamache. Übersetzt von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck, erschienen 2020 im Kampa Verlag. Originaltitel: The Brutal Telling (UK, 2009)
– – – O – – –
Bereits besprochene Bände der Chief-Inspector Gamache-Reihe auf KrimiLese:
Louise Penny ist immer noch ein schwarzer Fleck auf meiner persönlichen Krimi-Landkarte. Das müsste ich jetzt eigentlich auch mal dringend ändern. – Schöne Besprechung!
Louise Penny muss einem liegen. Ich mag ihren Schreibstil allerdings braucht es Geduld, bis die Handlung wirklich dynamischer wird. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen.
So ist es: Geduld ist erforderlich, zahlt sich jedoch bei Louise Penny meist aus.
Auf alle Fälle. Nur „wurmt“ es mich ein bisschen, wenn Gamache sagt, er wisse wer der Täter ist und wir noch 100 Seiten Geduld aufbringen müssen :-).
… und wie gelingt es der Spinne, das Netz zu spinnen, wo doch der Eremit die ganze Zeit in der Hütte ist? Aber auch das: verziehen
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