Es kommt, wie es kommt: Wallace Stroby – Der Teufel will mehr

IMG_9260Wer Crissa Stone aus einem der vorhergehenden Krimis dieser Reihe kennt, möchte der gewieften Ganovin beim Lesen der ersten Seiten dieses Bandes zurufen: „Crissa, mach es nicht! Irgendein Macho, Dummdödel oder hinterlistiger Kerl wird die Sache vermasseln, es wird mächtig schief gehen und um deinen „gerechten“ Lohn wirst du betrogen!“

Selbstverständlich kommt es so – auf Wallace Stroby ist Verlass -. Dabei fängt alles gut an. Die Berufsverbrecherin muss mal wieder ihre Konten auffüllen, als sie von einem dubiosen Geschäftsmann und Kunstsammler den Job angeboten bekommt, den Inhalt eines LKW mit antiken Schätzen aus dem Ausland einem anderen Zweck zuzuführen, als den vorgesehenen.

Crissa plant, plant wie immer mit größter Sorgfalt die Logistik, stellt wohlüberlegt ein Team zusammen, für dessen Mitglieder scheinbar zuverlässige Partner bürgen. Immer in weiser Voraus- und Vorsicht, denn: „Wer versäumt sich vorzubereiten, bereitet sich vor zu versagen“.

Und trotz guter Vorbereitung passiert es: die Sache läuft aus dem Ruder, aus einem einfachen Raub wird ein Kapitalverbrechen, weil sich einer aus der Crew nicht an Crissas Anweisungen hält. Damit aber nicht genug. Dieser Zwischenfall ist erst der Anfang einer unsäglichen Geschichte, denn nun geht es um die Bezahlung des Jobs. Die einen wollen mehr, die anderen nicht zahlen. Ein Chaos mit brutalen und blutigen Nebenerscheinungen.

Unsere Heldin überlebt – soviel sei verraten – arg lädiert und für ihre Konten gibt es auch nicht den erwarteten Zuwachs. Aber Chrissa ist es ja gewohnt, mit solchem Ende  zu leben und verhungern wird sie dennoch nicht. Zwar reitet sie zum Schluss nicht in den Sonnenuntergang, sondern „legte ihren Kopf zurück, schloss die Augen. Und flog weiter in die Dunkelheit“. Aber so ist sie: Job erledigt, abgehakt.

Wallace Stroby hat mit Crissa Stone eine Berufsverbrecherin geschaffen, der man wünscht, dass ihre Pläne in Erfüllung gehen, der man die Daumen drückt, dass sie bei ihren Verbrechen den großen Reibach macht. Crissa kommt so sympathisch zu den Lesern und letztlich hat sie auch gar keine Schuld, wenn Ganoven, die sie hintergehen krepieren, auch wenn es durch ihre Hand ist.

Somit ist Crissa ein Phänomen in der Kriminalliteratur, eine Kriminelle, mit der mitgefühlt und mitgefiebert werden kann.

Gut gemacht, Wallace Stroby!

— O —

Wallace Stroby: Der Teufel will mehr, Originaltitel: The Devil’s Share (USA 2015), die deutsche Erstausgabe ist bei Pendragon erschienen (2019), Übersetzung: Alf Mayer

— O —

Bereits erschienene Bände der Crissa-Stone-Reihe:

  1. Kalter Schuss ins Herz

  2. Geld ist nicht genug

  3. Fast ein guter Plan

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2 Antworten zu Es kommt, wie es kommt: Wallace Stroby – Der Teufel will mehr

  1. Stefan Heidsiek schreibt:

    Schöne Besprechung eines Buches, dessen Lektüre ich noch etwas herauszögern will, da ein Nachfolger ja derzeit nicht in Sicht ist. Und wie schlimm ist der Ausblick auf eine Zukunft ohne Crissa Stone. 😉 Für mich jedenfalls eine der gelungensten Krimi-Figuren der vergangenen Jahre.

    LG
    Stefan

  2. Michael Kaufmann schreibt:

    Der Teufel will offenbar immer mehr und ist nicht zu bremsen. Die Heldin hat seit einem Jahr keinen Job mehr und offenbar alles vergessen, was sie immer ausgezeichnet hat.
    Man merkt dem Buch an, dass es in großer Eile geschrieben wurde und der Autor froh war, jetzt die Reihe beenden zu können. Haarsträubende Fehler, die Crissa in den letzten Jahren nicht passiert wären, da war sie aber noch Profi. So schleppt sich die Geschichte von einer Unmöglichkeit zur anderen.
    Das fadenscheinige Geschäft mit dem Kunstraub, wo plötzliche andere Menschen das Sagen haben, Typen im Team die sie nicht kennt, obwohl sie die Chefin ist, läuft der Raub so ab, wie sie es nie geplant hatte,, akzeptiert eine Geldübergabe in einem geparkte Auto im Parkhaus ohne die Anwesenheit von Hicks, was ja nach Betrug schreit, dazu der unmögliche Schusswechsel im Haus von Chance, wie er unter Profis nie ablaufen würde, Schüsse durchs Fenster, großes Geballer, alle im Haus liegen schon längst auf dem Fußboden, lächerlich. Das erinnert an die immer gleiche Szene bei Krimis im deutschen Fernsehen, Tatort zum Beispiel, Der Verbrecher hält eine Geisel vor sich mit der Pistole in der freien Hand, den Arm um ihren Hals gelegt und verlangt vom Polizisten, der mit gezogener Waffe 3 Meter entfernt steht, er solle sofort seine Waffe auf den Boden legen und der tut das sofort. Jedes mal ist eine solche Szene zu sehen, dabei kann ja der Verbrecher in aller Ruhe den Polizisten erschießen und mit der Geisel abhauen.
    Der Polizist muss stattdessen sofort dem Verbrecher klarmachen, dass der zwar die Geisel ruhig erschießen kann, aber 2 Sekunden später klebt das Gehirn des Verbrechers an der Wand weil ihn der Polizist sofort erschießt. Welcher Depp geht ein solches Risiko ein?
    Man kann dem Herrn Stroby nur wünschen, dass ihm in Zukunft eine Heldin einfällt, welche die
    Bezeichnung Profi wirklich verdiente

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