In diesem Jahr findet die hessische Landesgartenschau in Bad Schwalbach statt.
Das ist der Ort und die Zeit von Susanne Kronenbergs Rosentot. Der Ausgangspunkt ist jedoch ein Mord, der sehr genau zu datieren ist: 10. August 2014. „In 30 Sekunden war alles platt“, berichteten Augenzeugen über die Wucht des Tornados, der an jenem Sonntag das kleine Kurstädtchen im Hintertaunus traf. Bäume wurden entwurzelt, Häuser und Autos zerstört. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Ganz anders in diesem Kriminalroman. Hier wird just während der Einweihung eines Waldlehrpfades im Umfeld der Landesgartenschau unter einem vom Tornado umgestürzten Baum ein weitgehend skelettierter Körper gefunden. Aufregung bei den Festgästen inklusive der Bürgermeisterin. Nur eine Augenzeugin bewahrt kühlen Kopf: Norma Tann. Die ehemalige Kommissarin hat die Aufgabe übernommen, in einem Blog täglich über die Gartenschau zu berichten. Und da trifft es sich gut, dass sie zur Stelle ist, denn – Leser/innen von Susanne Kronenbergs Krimis wissen es, Rosentot ist Norma Tanns 7. Fall – die ehemalige Kommissarin arbeitet seit längerer Zeit als Privatermittlerin.
Und so kommt es, wie es kommen muss: Norma Tann schnüffelt geschickt in Bad Schwalbach und Umgebung herum, stößt auf einen zweiten Mord, der sich zur Zeit des dahinwirbelnden Tornados ereignet hat. Ehrbare Bürger der kleinen Stadt und auch weniger ehrbare geraten in Verdacht, an den Morden beteiligt gewesen zu sein. Glücklicherweise (?) erhält Norma Unterstützung von etlichen Seiten, aber nicht immer ist diese Unterstützung frei von Eigennutz und basiert auf zweifelhaften Interessen. So gerät die sympathische Privatermittlerin selbst in allergrößte Gefahr. Aber (jetzt wirklich) glücklicherweise wird Norma beschattet wie sie üblicherweise andere observiert und so kann sie nach ihrer Rettung als Bloggerin sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe in Bad Schwalbach widmen und – das hoffe ich – demnächst in Wiesbaden und Umgebung einen achten Fall lösen.
Rosentot ist mit dem Untertitel „Ein Taunus-Krimi“ erschienen und das ist er auch. Zahlreiche Orte in der Region sind erwähnt, aber das Drama von Beziehungen, Missgunst, Täuschungen, Versagen und Brutalität könnte ebenso an der Ostseeküste in Kühlungsborn angesiedelt sein. Nur gab es dort keinen Tornado, gibt es keine Landesgartenschau – und keine Susanne Kronenberg, die diese Szenerie in und um den Kurort so liebevoll beschreibt, dass die Diskrepanz zwischen den Orten und der Handlung derart gegensätzlich wirkt. Spannung in einem scheinbaren Idyll. In Rosentot ist diese Stimmung von Susanne Kronenberg gelungen erzählt.
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Susanne Kronenberg: Rosentot, erschienen im Gmeiner Verlag (2018)
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Ebenfalls auf KrimiLese besprochen: Susanne Kronenberg – Totengruft (Gmeiner, 2014)
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