Sommer 1955. Das Fieber ist in Casablanca ausgebrochen, nachdem eine junge Spanierin vergewaltigt und nahe eines arabischen Dorfes schwer verletzt gefunden wird.
Die Täter werden von der französischen Polizei unter den Arabern gesucht. Und das Chaos – oder wie hier genannt Fieber – bricht aus, als der französische Teil der Bevölkerung in Demonstrationen den Tod der „Kameltreiber“ fordern, die Araber sich in Gegendemonstrationen formieren und mit selbstgebauten Bomben gegen ihre Kolonial“herren“ vorgehen.
Das Netzwerk der Europäer deckt den jungen Schnösel, der die Spanierin vergewaltigt hat, gehört seine Familie doch zur Crème der Gesellschaft. Doch zum Schluss siegt das, was wir als Gerechtigkeit bezeichnen.
Ein einfacher Plot, wenn lediglich der Kriminalfall betrachtet wird. Tito Topin beschreibt hier aber auch die Zerrüttung des Landes mit den konträren Bevölkerungsgruppen, kurz bevor die Franzosen das Protektorat verlassen.
Topin schildert die Gegensätze zwischen „Kameltreibern“, die ums Überleben, um Anerkennung kämpfen, letztlich die alten Strukturen der französischen Kolonialherren mit all ihrem Filz und der Korruption vertreiben wollen, und den „Herren“, die sich unter Ihresgleichen in dicken Amischlitten fortbewegen, an den piekfeinen Pools ihr Leben genießen und ihre Beziehungen innerhalb der französischen haute volée Casablancas pflegen.
So war es wohl, damals 1955 in Casablanca. Für mich ein überwiegend plakatives Bild, auch wenn es mit dem französischen Polizisten Gonzalés einen Störfaktor in diesem Bild gibt. Ein interessanter Stoff aus der Kiste „Es war einmal“, veröffentlicht 1983, jetzt in einer zweiten deutschen Fassung im Distel Literatur Verlag erschienen.
Originaltitel: 55 DE FIÉVRE; in dieser überarbeiteten Fassung übersetzt von Katarina Grän
Vom Cover der ersten Auflage dieser Ausgabe mit falschem Titel sollte man sich nicht verwirren lassen: