Nach den unzähligen Blautönen des Himmels und des Mittelmeers vor der bretonischen Küste – wir kennen diese Nuancen aus den fünf vorangegangenen Fällen des Kommissars Dupin – dominiert in diesem sechsten Fall die Farbe Rosa in vielen Nuancen. Es sind die Farben der besonderen Granitküste im Norden der Bretagne, an der der Kommissar mit Freundin Claire Urlaub macht. Für Dupin sind es außer der Aussicht auf die Rosengranitformationen keine rosigen Zeiten. Er langweilt sich beim Sonnenbaden extrem und vermisst seinen Job mit aufregenden Fällen.
Kein Wunder, dass er beglückt ist, als eine Frau aus dem Hotel, in dem auch Dupin logiert, verschwindet, eine weibliche Leiche in einem Steinbruch gefunden wird und noch ein paar andere mehr oder aber meist weniger bedeutsame Verbrechen geschehen. Dupin ermittelt in fremden Gefilden, sehr zum Unwillen des für diesen Bezirk verantwortlichen Kommissars und ebenso zum Unwillen Claires, jedoch mit Unterstützung des Hoteliers und einiger anderer Einheimischer, die an den Fähigkeiten des zuständigen Kommissars zweifeln.
Während unser geliebter Kommissar Dupin nun versucht, heimlich Verbrecher zu jagen und wie üblich seine Erkenntnisse in einem Notizbüchlein dokumentiert, muss Freundin Claire ebenfalls einige berufliche Aktivitäten vor ihrem Partner verbergen. Ein teilweise kindisches Versteckspiel ist die Folge – manche Leser*innen werden es als köstlichen Humor bezeichnen. Wenn sich aber zwei erwachsene Personen voreinander hinter Felsen verstecken oder sich jemand die bereits kurzen Haare schneiden lässt, um sich über mögliche Hintergründe von Taten informieren zu lassen, begibt sich die Story auf das Niveau von Luis de Funes-Filmen. Jene haben allerdings eine große Fangemeinde und so ist es bei Bretonisches Leuchten wohl so, dass Jean-Luc Bannalec diese Klientel neben derjenigen anspricht, die die Bretagne lieben und gern Geschichten lesen, die hier angesiedelt sind und ausführlich Land und Leute beschreiben.
An nahezu unsichtbaren Fäden durch den guten Geist seines Kommissariats, also von Nolwenn, gelenkt, schafft es Dupin auch in diesem Fall, Mörder zu stellen, Korruption aufzudecken, zu zeigen, dass er ein gewiefter Kommissar ist, und sein Leben nach seinem Geschmack zu gestalten, auch wenn ihm hin und wieder Steine, ob rosa oder andersfarben, in den Weg gelegt werden.
Somit ist Bretonisches Leuchten wiederum ein Krimi, den man an lieblichen oder rauen Küstenteilen der Bretagne oder zu Hause, dann aber mit Träumen über diesen Landstrich verbunden, genießen kann.
— O —
Erschienen bei Kiepenheuer & Witsch 2017
Die ersten fünf Bände der Kommissar-Dupin-Reihe:
Bretonische Verhältnisse (2012)
Bretonische Brandung (2013)
Bretonisches Gold (2014)
Bretonischer Stolz (2015)
Bretonische Flut (2016)
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