Deon Meyer: Icarus

20151019_180811Ernst Richter, diese (fiktive) südafrikanische Berühmtheit, Chef der boomenden Internetfirma „Alibi“, einer Agentur, die den Klienten Alibis für die Zeit ihrer Seitensprünge schafft, wird tot in einer Plastikfolie am Strand entdeckt. Seitensprüngler aus der „guten Gesellschaft“ Südafrikas, die die Dienste in Anspruch genommen haben, reagieren nervös. Höchste Kreise von Politik und Polizei haben großes Interesse, den Fall schnellstmöglich ohne großes Aufsehen zu aufzuklären.

Eine Sondereinheit wird gebildet, zu ihr gehört Bennie Griessel, einer der erfolgreichsten Ermittler der Republik. Schon bald erkennen Bennie & Co, dass die Geschäfte von Alibi gar nicht so gut laufen, wie ständig in den Medien dargestellt. Dass das glamouröse Leben des Gründers und südafrikanischen Vorzeige-Unternehmers  zuletzt nur ein armseliger Versuch war, den Schein zu wahren. Ein Icarus war dieser Ernst Richter, der Sonne wollte er nahe sein, nun ist er abgestürzt. Nur noch von verzweifelten Versuchen getrieben, durch Erpressung den Schein zu wahren, ein erfolgreicher Sunnyboy zu sein. Vordergründig eine einfache Angelegenheit für das Ermittlerteam: Sucht die erpressten Fremdgänger und ihr findet den Mörder. Doch das wäre für einen Thriller von Deon Meyer ein zu simple Lösung.

So verwundert’s nicht, dass sich parallel zu dem „Ermittlungs-Strang“  eine andere Möglichkeit entwickelt. Ein Winzer aus einer alten südafrikanischen Winzerfamilie sucht eine Rechtsanwältin auf, erzählt ihr die Familiengeschichte der letzten drei Generationen und zudem auch noch die Entwicklung des Weinbaus in Südafrika während der Zeit des Apartheidregimes, insbesondere aber nach dessen Ende. Die pfiffige Rechtsanwältin vermutet, dass ihr Klient mit dieser ausführlichen Darstellung die Vorgeschichte zu einem Ereignis erzählt, das mit dem Tod von Ernst Richter zusammenhängt. Doch von dem, was da „gebeichtet“ wird, hat Bennie Griessel zunächst keine Kenntnis.

Griessel wühlt sich durch das Leben Richters, stürzt nach einem schockierenden Ereignis im Kollegenkreis nach 600 Tagen Entzug wieder in die Abhängigkeit des Alkohols. Kämpft gegen seine Sucht und darum, Freundin Alexa nicht durch diesen Rückfall zu verlieren. Kommt Motiv und Täter schließlich näher – trotz (oder wegen?) der Probleme um zuviel Alkohol oder phasenweise zu geringem Pegels.

Icarus ist der fünfte Thriller mit Bennie Griessel und mit ihm hat uns Deon Meyer einen herrlichen Roman um einen erbärmlichen Möchtegern-Ikarus geliefert. Zwei sich nebeneinander entwickelnde völlig unterschiedliche Geschichten laufen auf eine raffinierte Verknüpfung zu, dass es Spaß macht, während des Lesens zu spekulieren, was denn nun das Motiv zum Töten war und wie die Angelegenheit ausgehen wird.

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Originaltitel: Icarus, erschienen 2015 in Südafrika, dt. 2015 (Übersetzung: Stefanie Schäfer) Die deutsche Ausgabe ist bei Rütten & Loenig erschienen.

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6 Antworten zu Deon Meyer: Icarus

  1. seestern12 schreibt:

    Hallo, „Icarus“ lese ich zur Zeit auch und ich kann mich deiner Rezension nur anschließen. Für mich ist es das erste Buch aus der Reihe und ich finde es bisher sehr lesenswert.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Petra

    • Philipp Elph schreibt:

      Liebe Petra, noch viel spannende Unterhaltung mit Deon Meyer. Ich habe mit dem zweiten „Bennie Griessel“ angefangen: 13 Stunden. Sehr spannend und rasant erzählt!

  2. karu02 schreibt:

    Danke für Deinen Hinweis, ich werde es natürlich sofort lesen, da ich bisher noch keinen Deon Meyer ausgelassen habe.

  3. crimealley schreibt:

    Schöne Besprechung – habe bereits zwei Romane von Deon Meyer gelesen („Tod im Morgengrauen“ und „Der traurige Polizist“) und bin sehr vom Autor angetan. Die weiteren Bücher (bis auf „Icarus“, da warte ich aufs TB) stehen bereits in Wartestellung im Regal. 🙂 Beste Grüße, Stefan

  4. Pingback: Deon Meyer: Beute | KrimiLese

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