Es ist eine lange Reise, auf der sich Dr. Anna Kronberg im dritten Teil der Krimi-Reihe befindet. Und mit dem Schluss ist das, was mehr als Flucht vor den Schergen des von ihr ermordeten Moriaty bezeichnet werden kann, noch längst nicht zu Ende.
Moran, der Vertraute des auf grausame, aber auch äußerst delikate Weise von Anna vergifteten Moriaty und Erzfeind von Sherlock Holmes, will sich nicht nur an der Witwe seines ehemaligen Chefs rächen, sondern ihr auch das Kind rauben, das sie nach der Entführung durch Moriaty und einer Zwangsehe mit ihm noch ungeboren bei sich trägt.
Zusammen mit Sherlock Holmes ist Anna zunächst zu Fuß bei üblem Regenwetter tagelang durch die Moore aus der Nähe von London Richtung Süden nach Littlehampton unterwegs. Doch die beiden wollen nicht nur Moran und Gehilfen entkommen. Nachdem Anna während ihrer Gefangenschaft bei Moriaty biologische Kriegswaffen entwickeln sollte, wollen sie nun die Hintermänner dieses fürchterlichen Plans finden und sie der Justiz überführen.
Die lange Reise führt Holmes und die schwangere Ärztin wieder zurück nach London, dann auf den Kontinent, wo Anna hinter die Geheimnisse der machthunrigen Politiker einschließlich russischem Zaren und deutschem Kaiser kommen möchte. Stets in Gefahr, mit Moran ständig auf ihrer Fährte, gerät sie in lebensbedrohliche Situationen. Zusammen mit Holmes „hypothetisiert“ sie, was die Kriegsmaschinerie mit biologischen Waffen anstellen könnte. Nach gewissen Teilerfolges des Paares geht dann die lange Reise für Anna weiter….. zu Teil IV.
In einem echten Thriller begleiten wir dieses Ermittler-Dreamteam in äußerst heiklen Situationen durch die Gegend. Es ist ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel mit den Feinden. Zudem gehen Anna und Holmes keinem Konflikt dem Wege, auch dem Konflikt zwischen ihnen selbst beim geistigen Kräftemessen und „Hypothetisieren“. Neben dem Spannungselement von Jagen und Gejagtwerden ist dieser Konflikt der hochintelligenten Ermittler die amüsante Komponente im Buch.
Annelie Wendeberg hat zudem historische politische, sozialen und wissenschaftliche Gegebenheiten der viktorianischen Zeit und der Epoche eines politisch schwächelnden deutschen Kaisers geschickt eingebunden.
Die lange Reise isoliert zu lesen – ohne Kenntnisse von Teufelsgrinsen und Tiefer Fall – ist allerdings nur ein halbes Vergnügen. Ratsam ist deshalb, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
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Dieser Krimi wurde von Annelie Wendeberg zunächst in englischer Sprache selbst publiziert und ist 2015 in deutscher Übersetzung von Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger erschienen.
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