Crime Nr.02 – Wahre Verbrechen

20150814_141108Crime Nr. 02, das ist Neues und Aufgewärmtes, dazu Geschichten, die ähnlich abgelaufen sind und bereits erzählt wurden. Und als Knaller im Vorwort angekündigt: Gute Bilder, die mit Verbrechen und Verbrechern zu tun haben, bei denen „der Umgang mit ihnen besonderes Fingerspitzengefühl“ erfordert. Als Highlight und doppelseitig wird der bumsenden Verbrecher auf seiner Freundin gezeigt, bei dem der Fotograf ungeheures Fingerspitzengefühl zeigte, denn „er stand nicht im Raum,er fotografierte durch einen Spalt in der Tür“. Solch ein Schmarren!

Zurück zum Geschriebenen:

Zunächst ein Essay mit der Suche auf eine Antwort zum Warum des Tötens. Was geht im Gehirn eines Mörders vor, was ist krankhaft, was berechnend, auf Intelligenz beruhend. Wir werden Antwort nicht immer geben können, ist das Resümee, auch wenn wir versuchen, uns in den Täter hineinzuversetzen.

Neu und interessant für mich war der Fall, der sich 1960 in Finnland abspielte. Vier junge Menschen zelteten an einem See, drei davon wurden brutal ermordet, der vierte überlebte schwer verletzt, konnte sich aber an nicht an das erinnern, was passiert war. War die vierte Person Opfer oder Mörder? Bei einem Prozess Jahrzehnte später wurde der Überlebende freigesprochen.

Die Geschichte vom Heiratsschwindler und seinem bedauernswerten Opfer ist in der einen oder anderen Variante mit anderen Täter/Opfern bekannt, läuft fast immer nach dem gleichen Schema ab und bringt somit wenig Neues, ebenso wie der ausführliche Artikel über den Kunstfälscher Beltracchi.

Der bekannte forensische Entomologe Jens Amendt erzählt über seine Arbeit, speziell zur Bestimmung von Todeszeitpunkte. Nun gut, wer Mark Benecke gelesen oder ihn erlebt hat, wer über die Arbeit auf der Bodyfarm der University of Tennessee informiert ist, der stößt hierbei ebenfalls nicht auf Neuigkeiten, wobei der Schluss des Artikels hoffen lässt, dass Amendt doch noch mal mit Neuigkeiten bei Crime auftauchen könnte.

Sehr interessiert war ich an der Geschichte des südafrikanischen Ex-Gangsters, der sich zum Prediger wandelte und heute als Vermittler zwischen Gangs agiert. Beeindruckend, wie sich ein Mensch verändern kann. Über die Nummern-Gangs, um die es hier auch geht, habe ich allerdings mehr bei Roger Smith in dessen Thriller Leichtes Opfer erfahren.

Bewegend ist das Leben der beiden Mütter in einem kleinen Dorf geschildert. Die Tochter der einen wurde vom Sohn der anderen ermordet.

Neues erfährt man von Jo Nesbø in einem Interview.

Ausführlich wird über den Tunnelbau in Berlin-Steglitz berichtet, der erfolgreich und fachmännisch gebaut wurde, um in den Tresorraum einer Bank zu gelangen.

Dass forensische Psychiater nicht immer richtig liegen und oftmals an Grenzen stoßen, erfahren wir im Interview mit Hans-Ludwig Kröber. Kröber hatte Gutachten über Gustl Mollath und Ulvi angefertigt – und dabei die beiden Personen offensichtlich falsch eingeschätzt. Das waren natürlich, so klingt es nach meinem Empfinden im Interview, nicht seine Fehler.

Es gibt noch weitere Artikel, die ich nicht so spannend fand – aber das werden andere leser anders sehen. Einen Beitrag erwähne ich aber dennoch:

Es ist die Geschichte von Lois Gibson, einer faszinierenden Persönlichkeit, der besten und erfolgreichsten Phantomzeichnerin der Welt. Und diese Geschichte ist lesenswert.

Zum Schluss bleibt wiederum die Frage: Wen wollen die Macher dieses Journals erreichen? Das ist mir auch nach der zweiten Ausgabe unklar. Für Hobby-Kriminologen unter den Lesern wird vieles aufgewärmt oder trivial erscheinen. Zu wenige Artikel bringen für diese Gruppe Neuigkeiten in dem Umfang, dass es sich lohnt, diese Hefte zu kaufen. Stern-Lesern werden die Inhalte einiger Beiträge ebenfalls nicht unbekannt vorkommen. Möglicherweise gibt es aber eine begeisterte Gruppe begeisterter Leser und Leserinnen – wie das auch in den meisten der abgedruckten Leserbriefen zur ersten Ausgabe zum Ausdruck kommt.

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Besprechung von Crime Nr. 01: Hier

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