An Hobby-Kriminologen und Freunde des Nervenkitzels war die Mail gerichtet, mit der Verlag Gruner + Jahr das Erscheinen des Magazins Crime ankündigte. „Unter dem Motto „Wahre Verbrechen. Wahre Geschichten“ geht es in dem neuen 140 Seiten starken Magazin um echte Kriminalfälle. Das Magazin erklärt nicht nur den Tathergang und die anschließende Ermittlung, sondern interessiert sich auch für das Schicksal der Opfer und die Motive des Täters.“ So steht es dort in der Information. Darüber hinaus gibt es in der ersten Ausgabe ein Interview mit Friedrich Ani, eine forensische Phonetikerin erzählt von ihrer Arbeit, über Frances Glessner Lee wird berichtet, die vor 70 Jahren Modelle von Tatorten in Puppenstubengröße bastelte, um rätselhafte Fälle zu klären. Zudem sind in den 140 Seiten noch weitere Reportagen und Berichte enthalten.
Was kann mir dieses Magazin, das alle zwei Monate erscheinen soll, bringen? Ein Hobby-Kriminologe bin ich zwar nicht, jedoch ein auch an Forensik und psychologischen Hintergründen interessierter Leser von Kriminalromanen und Thriller.
Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe liegt auf Reportagen über wahre und weitgehend unaufgeklärte Fälle wie das Verschwinden von 43 Frauen an einem kanadischen Highway über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Einige Mörder wurden gefasst, nicht alle Vermissten gefunden, die überwiegende Zahl der Verbrechen an dieser Straße nicht aufgeklärt. Ein interessanter Bericht, allerdings nicht ganz frei von melodramatischen Passagen. Ähnlich melodramatisch liest es sich, wenn der „letzte Ermittler“ im Fall des bestialischen Mordes an Tristan an dessen Grab steht. Die Herausgeber werden wissen, welche Form der Reportage bei ihrer Zielgruppe am besten ankommt, ich hätte eine sachlichere Form bevorzugt.
In dem Interview „Kein Kaffee, kein Tisch“ berichtet ein Verhör-Spezialist über die Art wie er Vernehmungen durchführt und über den Unterschied zwischen Realität und den in Fernsehserien gezeigten Methoden, die – das wissen wir längst – fernab dieser Realität sind. Trotzdem ist eine Vielzahl der Informationen, die der Ermittler preisgibt, lesenswert, auch wenn ein tieferes Eintauchen in die unterschiedlichen Verhörmethoden – z. B. Der Reid-Methode – noch interessanter gewesen wäre.
Das Interview mit Friedrich Ani bringt wenig Neues für Leute, die bereits Anis Kommissar Süden kennen und sich über den Autor informiert haben.
Insgesamt bietet das Magazin einen Mix aus Neuigkeiten und Bekanntem, zum Teil zu Herzen gehend dargeboten, sicherlich aber auch für die angesprochenen Hobby-Kriminologen und Freunde des echten Nervenkitzels nicht tiefgehend genug. Mit Leuten wie Mark Benecke oder Axel Petermann und anderen Experten als Autoren wäre Crime vermutlich ein spezielleres Magazin, das nicht nur wirkt wie eine ausführlicher Version des Sterns bezogen auf die Themen Wahre Verbrechen und Wahre Geschichten.
Bleibt abzuwarten, wie sich das Projekt entwickelt. Die nächste Ausgabe ist für den 8. August vorgesehen.
Habe ich mir auch letzte Woche mal ausführlich angeschaut, ich werds auch noch besprechen. Fand den Anfang sehr stark, hinten raus wird es dann schwächer und auch etwas langweiliger. Inklusive einiger Ausrutscher.
Hab es auch begeistert aus dem Regel genommen, etwas geblättert und dann gedacht „das würde auch ne Bildzeitung tun“.. Hatte wohl immer die melodramatischen Passagen erspäht 😉
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