Tom Hillenbrand: Tödliche Oliven

P1010928Jedes Mal, wenn ein neuer Xavier-Kieffer-Krimi erscheint, bin ich gespannt, welchen Lebensmittelskandal Tom Hillenbrand nun wieder aufdeckt. Tödliche Oliven lassen erahnen, dass es sich um die Frucht des Olivenbaums oder dessen Hauptprodukt Olivenöl handelt. Und so ist es auch. Der luxemburgische Koch entdeckt krumme Olivenöl-Geschäfte, als er nach seinem alten Schulfreund Alessandro sucht, der sich völlig überstürzt nach Italien begibt und verschwindet.

Kieffer findet Spuren seines Freundes, der neben einer Weinhandlung in Luxemburg eine Ölmühle in der Toskana betreibt. Diese Spuren lassen den Koch vermuten, dass sich der Freund in Lebensgefahr befindet. Andererseits stößt Kieffer auf eigenartige Vorgänge in dessen Ölmühle und entkommt zunächst nur knapp einer großen Gefahr. Dieses Erlebnis hält den mutigen Koch jedoch nicht davon ab, weiter zu suchen und zu recherchieren. Letztlich deckt er den Skandal um das Olivenöl und dessen „Extra-Vergine-Qualität“ auf.

Und letztlich macht es sich Tom Hillenbrand sehr einfach: Neben der Mafia ist der schweizer Lebensmittelriese Hüetli SA der große Player in dem kriminellen Spiel um falsche Deklaration und Betrug der Konsumenten. Kaum jemand wird Hüetli nicht mit dem weltgrößten Lebensmittelkonzern, der seinen Hauptsitz in der Schweiz hat, assoziieren, jenem Lieblingsfeind vieler anerkannter und selbsternannter Gourmets, von Foodwatch, UNICEF, der Aktionsgruppe Babynahrung sowie anderen. Die Zahl der Claqueure, die dieses Buch mit Begeisterung lesen werden, dabei an das „Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde“ denken (wie die ehemalige UNO-Chefberaterin für Wasserfragen Maude Barlow das real existierende Pendant zu Hüetli einmal bezeichnet hat), wird groß sein.

Es gibt noch etliche reale Skandale und Eigentümlichkeiten im Lebensmittelsektor, die Tom Hillenbrand auf fiktive Art verarbeiten kann, jedoch sollte sich der Autor mehr darauf konzentrieren, Originalität zu beweisen, als wiederum in diese inzwischen populistische Kerbe reinzuhauen und sich am Branchenführer der Lebensmittelindustrie zu reiben. Xavier Kieffer, dieser sympathischen lëtzebuergesche Koch, hat es verdient – und ich liebe ihn und seine Küchenphilosophie.

Fazit: Kieffer ermittelt unter großen Gefahren, deckt den großen Skandal um Herkunft, Verarbeitung und Deklarierung des Olivenöls auf. Die Leser erfahren zudem einiges über die verschiedenen Olivensorten, Qualitätsmerkmale des Öl von Extra Vergine bis Lampante und die unglaubliche Vermehrung des italienischen Feinkostartikels.

Ein lesenswerter Krimi, phasenweise mit Sachbuchqualitäten und einem beträchtlichen Maß an Lebenmittel-Industrie-Schelte.

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Erschienen 2014 bei Kiepenheuer & Witsch

Weitere Xavier-Kieffer-Krimis in der Reihenfolge des Erscheinens:

Teufelsfrucht

Rotes Gold

Letzte Ernte

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2 Antworten zu Tom Hillenbrand: Tödliche Oliven

  1. Der Schneemann schreibt:

    „Es gibt noch etliche reale Skandale und Eigentümlichkeiten im Lebensmittelsektor, die Tom Hillenbrand auf fiktive Art verarbeiten kann, jedoch sollte sich der Autor mehr darauf konzentrieren, Originalität zu beweisen, als wiederum in diese inzwischen populistische Kerbe reinzuhauen und sich am Branchenführer der Lebensmittelindustrie zu reiben.“

    Genau das.

  2. Pingback: Tom Hillenbrand: Bittere Schokolade | KrimiLese

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