Selten bin ich von einem Autor so verschaukelt worden wie bei diesem Kriminalroman. Und das ist Joachim Rangnick auf angenehme Weise gelungen – ich bin ihm nicht böse!
Der Allgäuer Journalist Robert Walcher ist in dieser Folge zum 10. Mal Verbrechern auf der Spur. In diesem Fall vorwiegend in der Bretagne, in den Steingehegen der Kelten am und im Golf von Morbihan. Dort wird ein Keltenforscher beinahe durch Schüsse getötet und neben diesem erwischt es einen Bibliothekar aus dem Vatikan. Aber auch Paris, Rom und der Vatikan sind Handlungsorte. Walcher recherchiert hier und dort, welchen Einfluss der Vatikan auf die Erkenntnisse des Keltenforschers nehmen will, der durch die Entschlüsselung der Geheimnisse der Alignements wesentliche Teile der katholischen Weltordnung infrage stellt. Die Veröffentlichung der Ergebnisse könnte die Katholische Kirche in größte Erklärungsnot bringen. In die Bretagne geführt wird der investigative Journalist von der Halbschwester des Forschers, die sehr um das Wohl ihres Halbbruders besorgt ist, in dessen Nähe gemordet wird, sich Explosionen ereignen und das Wohnmobil Walchers durch ein Feuer zum Totalschaden wird. Darin verwickelt scheint auch die CIA zu sein, ebenso ein paar idealistische Bewahrer der keltischen Kultur in der Bretagne. Eine üble Gemengelage und mittendrin der neugierige und in die Halbschwester des Forschers verknallte Robert Walcher.
Ein spannender Plot, weil auch lange Zeit nicht klar ist, was denn nun der Grund für die Morde ist und welche Ziele die verschiedenen Protagonisten verfolgen. Höchst interessant auch die historischen Hintergründe aus der Zeit der Kelten und die Forschungsergebnisse über die berichtet werden. Lähmend allerdings der Umfang dieses zwar sehr interessanten Hintergrunds – auch die Rolle der katholischen Kirche mit ihren Deutungsansprüchen –, in einigen Teilen aber auch recht langatmig.
Und wo wir schon bei der Bretagne als Tat- und Handlungsort sind: Rangnicks Story hebt sich angenehm von den reiseführerartigen Schilderungen dieser französischen Region in den Krimis Jean-Luc Bannalecs ab.
Joachim Rangnick hat mit Fürchte deinen Bruder einen lesenswerten Kriminalroman geschrieben, sehr „keltenlastig“, mit herrlichen Seitenhieben auf die katholische Kirche und dem von ihr vertretenen Weltbild – und mit überraschendem Ausgang.
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Deutschland, 2014
Zu „keltenlastig“, hehehe. Wenn ein Buch „Geheimnisse der Kelten“ verspricht (selbst wenn’s nur ein Aufhänger für eine Krimihandlung ist), bin ich immer glech skeptisch. Die Kelten sind einfach eine wunderbare Projektionsfläche für alles Mögliche – gerade weil so wenig wirklich gesichert ist.
Die Geschichte mit den Kelten ist eine gelungene Sache, auch gut ausgeführt, nur eben – und das empfand ich beim Lesen – „too much“.
Hat dies auf Bretagne – karout rebloggt und kommentierte:
Hier noch ein Krimi, der in der Bretagne spielt – habe ich sofort auf meine Leseliste gesetzt. Danke für den Tipp!
Dieses Buch ist ein Sammelsurium an bekannten Legenden und Verschwörungstheorien. Der Autor schafft es nicht die Spannung über die gesamte Geschichte zu halten. Und dann geht ihm noch die Idee für ein Ende aus. Selten habe ich mich so über vergeudete Urlaubszeit geärgert.