Die Weihnachtstage beginnen nicht gut für die Coesfelder Kommissarin Marlene Katz!
Zunächst wird sie mit ihrem Kollegen und Freund Gregor zu einem Toten gerufen. Was wie Selbstmord aussieht, könnte aber auch Mord gewesen sein. Möglicher Täter und Motiv unbekannt. Nach Dienst gibt es Zoff mit Gregor, dann für Marlene eine „Scheißversetzung“ nach Gelsenkirchen. Dort wird sie umgehend von einem Kollegen belästigt. Frustsaufen nach Dienstschluss, Autounfall mit Fahrerflucht.
Doch dann erscheint der Retter Daniel, Chef einer Leipziger Sicherheitsfirma, der ihre Unfallflucht deckt.
Die Ermittlerin kündigt, macht sich mit Daniel auf nach Leipzig, wo er ihr in seiner Firma einen Job angeboten hat.
Und alles ist gut, denkt Marlene.
Doch während sie beginnt, ihr neues Leben zu genießen und die Silvesternacht mit ihrem neuen Chef und möglicherweise neuem Lover am Völkerschlachtdenkmal zu begießen, kracht es dort. Ein Sprengstoffattentat, Körperteile fliegen durch die Luft.
Marlene ist angekommen in ihrem neuen Leben. Bald zweifelt sie daran, dass es besser ist als das alte.
Es ist wie es ist. Islamisten werden für den Vorfall verantwortlich gemacht. Polizei und Justiz sind auf dem rechten Auge blind. Daniel sieht anders. Nicht nur wegen seiner jüdischen Wurzeln und Lebensweise hat er nichts mit den Neonazis im Sinn. So wie die Rechten es auf Migranten und „anderes nutzlose Pack“ abgesehen haben, hat Daniel Pläne, dem Wirken und der rechten Szene selbst mit unkoscheren Mitteln entgegenzuwirken. Marlene verzweifelt. Sie ist mittendrin und somit auch dabei. Letztlich ist zu viel Polizistin in ihr.
Autorin Anne Kuhlmeyer, ebenso mit jüdischen Wurzeln ausgestattet wie ihre Protagonisten Daniel und auch Marlene, beschreibt die Gewalt der rechten Szene, die darauf bedacht ist, dass Deutschland den Deutschen zu gehören hat. Auf der anderen Seite zeichnet sie die Gruppe um Daniel mit den Migranten und Asylanten im gesellschaftlichen Abseits, ausgebeuteten Lohnsklaven und anderen wenig geachteten Menschen in unserem Land, die sich überwiegend auf der Opferseite sieht. Beiden ist gemeinsam, dass sie einem teilweise tatenlos und ohnmächtig zuschauenden Staat nicht vertrauen, die Rechte, die sie für sich reklamieren, zu sichern – gleich, ob es sich um legitime Rechte handelt oder um sogenannte Rechte aus altem Nazi-Gedankengut. Mittendrin Marlene, persönlich zu Daniel hingezogen, doch immer kritischer seinem Handeln gegenüber.
Ein Kriminalroman, der nachdenklich stimmt. Und eine Story, die es wert ist, geschrieben worden zu sein. Das ist Anne Kuhlmeyer sehr gut gelungen.
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Erschienen: Deutschland 2014
Das liest sich für mich als Kaufempfehlung..
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