Mit einem Kartoffelsack über dem Kopf wird ein Mann an eine abgelegene Stelle im Wald verschleppt. Alle Umstände deuten darauf hin, dass er hingerichtet werden soll. Das ist der Prolog zu Alexander Köhls neuem Krimi Die Stunde des Löwen.
Tage zuvor erschwindelte sich Fremden einen Auftrag als Detektiv. Fremden, ein mittelloser Gelegenheitsjobber und Aushilfstaxifahrer, der nach dem Tod seines Onkels – einem Privatdetektiv gleichen Namens – fast wider Willen in die neue Rolle schlüpft, in der er den mehrere Jahre zurückliegenden Tod eines Bestattungsunternehmers aufklären soll. Mord sei es gewesen, kein Unfall, behauptet der Sohn des Toten. Während Fremden seinen neuen Job mit Ermittlungen und Schlussfolgerungen wie ein ganz großer Detektiv aufnimmt, werden in Frankfurt innerhalb kurzer Zeit drei ältere Frauen ermordet. Kommissarin Mannfeld und ihr Kollege Born vermuten zunächst, dass es einen Zusammenhang zwischen den drei Mordfällen gibt, möglicherweise von nur einem Täter begangen.
In zwei zunächst unabhängigen Handlungssträngen kommen Fremden, die wirklichen Todesumstände des Bestattungsunternehmers zu klären, und die Kommissare mit ihren Ermittlungen der Lösung ihrer Aufträge immer näher und – den erfahrenen Krimifuchs wird es nicht überraschen – es ergeben sich Verbindungen zwischen den Fällen. So treffen schließlich beide Stories und somit auch das polizeiliche Ermittlerduo mit dem „Privatdetektiv“ aufeinander.
Geschickt erzählt Alexander Köhl die Plots zunächst völlig unabhängig voneinander im Wechsel, nur unterbrochen von kurzen Szenen eines unbekannten Dritten. Mehr und mehr kommen dabei eigenartige Geschäfte einer Jagdgesellschaft und noch eigenartigere Praktiken älterer Damen zum Vorschein. Sehr zielstrebig und manchmal nahezu hellseherisch lässt der Autor seine Protagonisten agieren. Nur wenige falsche Fährten werden von ihm gelegt, was die Frage aufwirft, ob er seinen Lesern nicht die Rolle investigativer, mitermittelnder Hobby-Kriminologen zutraut. Abgesehen von diesem kleinen Makel ist es Köhl gelungen, eine dunkle und packende Geschichte zu erzählen.
Dieses Werk als „Frankfurt Krimi“ zu bezeichnen, mag zwar aus der Sicht des Verlags richtig sein. Es verfügt jedoch wegen der speziellen Story mit Thrill und Crime über mehr Attraktivität als ein sogenannter „Regionalkrimi“.