Ein ungewöhnlicher, einzigartiger Krimi, den Inge Löhnig geschrieben hat. Kein melancholisch-psychodramatischer Einheitsbrei, auch kein bluttriefender, brutaler Serienkiller-Thriller.
Erzählt wird hier eine spannende Geschichte von Cyber-Mobbing und dem falschem Ehrgeiz einer Upper-Class-Familie, für die Kinder das Beste zu wollen inklusive dem Bewahren vor dem Schlechten, weil nicht Standesgemäßem und der daraus resultierenden Elten-Kind-Konflikte, dem Unverständnis auf beiden Seiten. Die Reaktionen führen zu Mord und Selbstmord.
Ein junger Mann wird nachts auf einer Baustelle ermordet. Kommissar Dühnfort wird mit der Klärung des Falles beauftragt. Schon bald erfährt er, dass ein Mädchen aus der Clique, der auch der Tote angehörte, vor einigen Monaten Selbstmord beging. Dühnfort erahnt einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen. Das Schweigen der anderen Cliquen-Mitglieder behindert die Arbeit des Kommissars und dessen Team. Schnell wird den Ermittlern klar, dass es sich um eine recht vertrackte Angelegenheit handelt, da die Motive zunächst nicht erkennbar sind.
Und um die Motive geht es in diesem Krimi. Der Frage, wie sich Situationen so entwickeln, dass sie ohne die Möglichkeit eines Weges zurück in die Normalität erscheinen und zu Mord oder Selbstmord führen.
Mit diesem sensibel erzählten Krimi hat sich Inge Löhnig in die Sichtweise und das Gemüt junger Erwachsener aus gutem und nicht so gutem Haus hineinversetzt. Sie berichtet aber auch von Standesdünkeln und dem Wahn nach Anerkennung der sogenannten feinen Gesellschaft und deren Vorstellung, dass das Leben außerhalb ebendieser Gesellschaft nicht lebens- und erstrebenswert ist.
Kommissar Konstantin Dühnfort ermittelt hierbei zum fünften Mal mit seinem inzwischen veränderten Team, da Gina zu einem anderen Kommissariat wechseln musste, nachdem sie und Dühnfort in einer festen Beziehung und inzwischen auch in einer gemeinsamen Wohnung leben.
Dieses Buch ist nicht nur das beste, das Inge Löhnig bisher geschrieben hat, sondern auch einer der lesenswertesten Kriminalromane, die ich im letzten Jahr gelesen habe.
Ich wünsche der Autorin weiterhin eine glückliche Hand in der Auswahl ihrer Themen.
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Erschienen: Deutschland 2012
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Diese Rezension wurde zuerst veröffentlicht am 07.01.2013 auf http://philipp1112.wordpress.com
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