Um den idyllischen alpenländischen Kurort mit dem nahezu unaussprechlichen Doppelnamen unterhalb der Zugspitze werden verhungerte, verdurstete Tote in nahezu uneinsehbaren Nischen von Bergwänden gefunden. Kommissar Jennerwein und dessen Team stehen zunächst vor scheinbar unlösbaren Fällen. Außerdem treiben sich wieder unbemerkt finstere Gestalten in jenem Kurort herum, die an einem ganz großen Rad drehen. Unbemerkt von Jennerwein und allen Bürgern bereiten sie einen ganz großen Coup vor – und das mit Mitteln, die schier unglaublich erscheinen für Leser, die sich nicht mit den Lehren Karl von Frischs und dem Schwänzeltanz der Bienen auskennen.
Erst als sich die Wege der beiden verbrecherischen Elemente treffen, kann Jennerwein zumindest den einen Fall zur Beruhigung der Bewohner des Städtchen und der Touristen lösen.
Jörg Maurer erzählt zunächst so, wie eine junge Gams sich von Klippe zu Klippe bewegt: recht sprunghaft. Der Leser muss schon recht gut darauf achten, die unterschiedlichen Erzählstränge auseinander zu halten und richtig zu ordnen, da auch die zeitliche Reihenfolge ab und an durcheinander gewürfelt wird.
Aber so ist es halt bei Jörg Maurer, ob er nun schreibt oder redet oder singt, es ist oft sehr sprunghaft, was in seinem Hirn vor sich geht. Dazu kommt der schlitzohrige Humor, die oftmals überspitzt pointierte Beschreibung der Charaktere oder der Ereignisse. In Niedertracht erfahren wir dann auch auf diese Weise nicht nur Entomologisches – allerdings nichts über forensische Entomologie – sondern auch jede Menge über Alpinismus, gefährliche Perchtenscheucher, Germanistik und andere Istiken, dazu Tratsch, Klatsch, die Lokalpolitik und Sportfanatismus – und das Trauma eines ehemals kleinen Bubs, bei dem es um die Gams auf einer Klippe ging.
Auch wenn so manches Detail über die Maßen und zu ausführlich und für den Leser strapaziös erzählt wird, so bereitet Maurers dritter Alpenkrimi ebenso Vergnügen beim Lesen wie Föhnlage und Hochsaison, die ersten beiden Alpenkrimis um Kommissar Jennerwein.
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Erschienen: Deutschland 2011
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Diese Rezension wurde zuerst veröffentlicht am 26.03.2011 auf http://philipp1112.wordpress.com
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