Ein Trauma aus der Kindheit prägte den sadistischen Pychopathen, der in Mariaseeon zunächst den kleinen Jakob verschwinden läßt, dann seine Erzieherin mordet, ein nächstes Opfer findet und schließlich Agnes in seine Gewalt bringt. Kommissar Dühnfort ermittelt in seinem ersten Fall zunächst ohne den geringsten Erfolg. Die Autorin legt falsche Fährten aus, denen das Team um den Münchener Kommissar bereitwillig folgt und bei deren Verfolgung wertvolle Zeit verloren geht.
Zeit, die es dem Täter ermöglichen, seinen sich selbst erteilten Auftrag unter religiösem Wahn weiterhin zu erledigen.
Agnes, die sich kürzlich nach dem Feuerstod von Mann und Tochter in Mariaseeon niedergelassen hat, kommt eine besondere Rolle zu. Zunächst findet sie den entführten Jakob, dann sieht der Täter sie als Verbündete im Geiste seiner Arbeit, doch schließlich enttäuscht Agnes ihn durch ihr – in seinem Sinne – verbrecherisches Verhalten. Schon ist sie in seinen Augen von der Madonna zur Häterikerin geworden und somit für sich und seine Auffassung von Leben und Glauben sündig und nicht mehr würdig zu leben.
Dühnfort, der große Zuneigung für Agnes empfindet, taucht als rettender Engel zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf, nachdem er die richtigen Schlüsse gezogen hat.
Der Leser der nachfolgenden zwei Romane Inge Löhnigs mit Dühnfort als Ermittler weiß, dass der Kommissar es schafft, Agnes zu retten.
Denn dies ist nicht nur die Geschichte eines irren, während der Pubertät traumatisierten Täters, wie er ähnlich auch in den anderen beiden Kriminalromanen der Autorin auftaucht. Anderswo ist es ein Kind, dem massiv und auf brutale Weise sein Herzenswunsch ausgetrieben wird, und als Erwachsener sich dafür rächt (In weißer Stille), oder es ist der hin- und hergeschubste, von der Mutter vernachlässigte Junge, der dem Bild seiner Mutter entsprechende Frauen bestialisch mordet (So unselig schön).
Es ist ein analoges Schema von Ursache/Trauma und Psychopathie/Morden, das Thema von Inge Löhnigs Krimis ist.
Es ist aber auch die Geschichte von Agnes, dem Verhältnis zu ihrem Mann, die Liebe zu ihrem Kind, bis ein Feuer ihr das Heim mit Mann und Tochter raubt. Der Neuanfang nach dem Verlust und die Verstrickung, die diesen Erzählstrang schließlich mit der eigentlichen Kriminalstory verknüpft.
Inge Löhnig erzählt diese Geschichte interessant, mit einem feinen Gespür, genau zu beobachten und Details zu beschreiben – ohne sich dabei in diese Kleinigkeiten zu verlieren.
Ein gelungenses Debüt der Autorin mit ihrem Kommissar Dühnfort aus Hamburg in München und Umgebung.
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Erschienen: Deutschland, 2008
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Diese Rezension wurde zuerst veröffentlicht am 21.02.2011 auf http://philipp1112.wordpress.com
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