Volker Klüpfel/Michael Kobr: Rauhnacht – Kluftingers neuer Fall

Kommissar Kluftinger wurde im fünften Band seiner Ermittlungen vom Piper Verlag mit dem Privileg ausgestattet, in einem gebundenen Buch mit Hardcover-Einband ermitteln zu dürfen. Damit ist es den Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr mit ihrem neuesten Krimi Rauhnacht  ermöglicht worden, so richtig in den Bücherherbst und den vorweihnachtlichen Kaufrausch unter dem Motto „Was schenk ich meinen Lieben?“ einzusteigen. Entsprechend  wurde das Buch bis auf den Platz 1 auf Bestseller-Listen katapultiert.

Die Autoren verdienen dieses ebenso wie ihr Kommissar.

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In Rauhnacht ermittelt Kluftinger wie nicht anders zu erwarten im Allgäu, er wirkt dieses Mal etwas weichgespülter, nicht mehr ganz so knorrig wie in seinen ersten Fällen. Zudem ist in der Verfilmung des zweiten Bandes, Erntedank, der kürzlich in Bayern 3 gezeigt wurde, ein umgänglicherer, pfiffigerer Kommissar gezeichnet worden, und diese Wandlung tut der Figur gut.

Rauhnacht ist ein kniffliger Fall.  Nach der Methode ein Locked Room Mystery  zu schaffen, wird Kluftinger durch die Wetterverhältnisse genötigt, den Fall, der nach einem unnatürlichen Tod riecht, ohne Unterstützung des großen Apparats der Allgäuer Kripo zu lösen – das Hotel in dem ein Toter gefunden wird, ist von der Außenwelt wegen starken Schneefalls abgeschlossen und Hilfe kann nicht angefordert werden, da auch die Kommunikationsmöglichkeiten Telefon und Internet nicht mehr funktionieren,  Handyempfang gibt’ im Hotel eh nicht.

Dabei sollte es ein schönes und entspanntes Wochenende werden. Kluftingers mit Langhammers im Schlepptau folgten einer Einladung zur Wiedereröffnung eines Hotels. Zur Überraschung findet am ersten Abend ein Live-Kriminalspiel statt, das kaum, dass es begonnen hat, unplanmäßig einen echten Toten beschert. Kluftinger, in der ihm im Spiel zugedachten Hauptrolle als Hercule Poirot verkleidet,  beginnt mit den Ermittlungen zur Todesursache und der Suche nach Mörder und Motiv. Dr. Langhammer, als Watson verkleidet, stellt sich ihm zur Seite und damit beginnt für Kluftinger der Doppelstress, verursacht durch den echten Toten als auch durch seinen Bekannten Dr. Langhammer, der als Arzt, Hobbykriminologe und Klugscheißer versucht, dem echten Kommissar  in zunächst dilettantischer Weise (Sichtweise Kluftingers) zur Seite zu stehen. Schließlich muss Kluftinger jedoch anerkennen, dass sein Assistent durchaus hilfreich unterstützt. Das ist auch gut so, denn die Witterung lässt Hilfe von Außen weiterhin nicht zu.

Auch die Gedanken an die Erzählungen seines Großvaters über die wahren Begebenheiten in den Rauhnächten, den 12 Nächten zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige, erleichtern nicht gerade die Arbeit bei der Aufklärung.

So muss die Gesellschaft im Hotel die Silvesternacht im Hotel überstehen, deren Höhepunkt das grandiose Feuerwerk Langhammers ist, gewürzt durch die Ladykracher und die Schlitzohrigkeit Kluftingers.

Nach weiteren tiefschürfenden Ermittlungen und Überlegungen kommt es zum großen Finale, in dem der Kommissar vor den versammelten Hotelgästen und  dem Personal seine Theorie über Mord, Mordmotiv und Täter darstellt und die Red Herings sowie die Beweise auf den Tisch legt. Kluftinger erweist sich als großer Meister seines Fachs – trägt er doch auch bei diesem Finale wieder das Sakko von Hercule Poirot. Und so strahlt er wie jener Held in Agatha Christies Mord im Orientexpress als er die Lösung des Falles verkündet.

Ehefrau Erika ist stolz auf ihren Muhackl, Langhammer bewundert ihn, die anderen Anwesenden staunen über die Fähigkeiten des Allgäuer Ermittlers.

Die Geschichte ist von den Autoren amüsant geschrieben, sie lassen ihre Leser ein ums andere Mal über Muhackl Kluftinger und den Snob Langhammer schmunzeln.

Nur einmal verfallen Klüpfel und Kobr  aus diesem angenehmen Erzählstil in eine banal-comedianhaft wirkende Darstellung Kluftingers als Trottel, als der Hauptprotagonist vom Frühstücksbuffet beeindruckt, all die Verhaltensweisen aufzeigt, die ein geistig unterbelichteter Tourist beim Anblick des üppigen Angebots an den Tag legt.

Das hat der liebe Kommissar nicht verdient; die Autoren haben diese Erzählweise nicht nötig. Sie sollten diese Masche nicht wieder aufnehmen, denn der nächste „Kluftinger“ wird es auch ohne diese Platitude in die Charts der meistgekauften Bücher schaffen.

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Diese Rezension wurde zuerst veröffentlicht am 12.10.2009 auf http://philipp1112.wordpress.com

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