Andrea Camilleri: Das Ritual der Rache – Commissario Montalbano vermisst einen guten Freund

Teile einer in dreißig Stücke zergliederten, durch einen Kopfschuss hingerichteten Leiche, zusammengepackt in einen Müllsack, werden auf einem abgelegenen Hang, dem Töpferhang, gefunden. Commissario Montalbano erkennt in der Anzahl der Leichenteile die Anzeichen eines Mordes nach guter alter Mafiasitte. Er vermutet, dass dieser semiologische Hinweis darauf hindeutet, dass der Tote seine ehrenwerte Familie verraten hat und es sich bei der Zerstückelung um einen Akt von Rache handelt.

Salvo Montalbano, inzwischen hat er die 60 überschritten und beschäftigt sich zeitweise mit Gedanken ans Altern und den damit potenziell auftretenden Gebrechen, muss sich große Mühe geben, die notwendige Energie aufzubringen, den Fall zu lösen. Zumal sein bester Mitarbeiter, Vize und Freund Mimi Augello sich eigenartig, destruktiv und dem Commissario gegenüber ablehnend verhält. Augello bittet seinen Chef, dass dieser ihm den Fall eigenverantwortlich übertragen möge – und das findet der Chef eigenartig. Montalbano vermutet die Verwicklung des Vizes in die Angelegenheit und ermittelt, nicht ohne ab und an in derber Weise über diesen und jenen zu fluchen. So, wie es in Camillieris Romanen üblich ist. Und während Montalbano flucht und frisst – als Genießen kann man wohl dessen Völlereinen nicht bezeichnen, auch wenn es sich um exquisite Spezialitäten der sizilianischen Küche handelt, die da verspeist werden – hat der Commissario immer die richtigen und zielführenden Ideen zur Lösung des Falls in seinem Hinterkopf parat. Es helfen ihm dabei sowohl seine Bibelkenntnisse, die Erinnerung an einen Roman Camilleris Der zweite Kuss des Judas sowie Ingrid, Helferin in der Not.

Wenn auch der Untertitel des Romans „Commissario Montalbano vermißt einen guten Freund“ völlig verfehlt ist (weil der Freund zwar da ist, aber gegen Montalbano arbeitet), das Bild des Schutzumschlags in keiner Weise einen Bezug zum Inhalt des Krimis hat und das blau-rot chansierende Leinen des Bucheinbands und das olivfarbene Vorsatzpapier aussehen, als würden sie von der Resterampe stammen, so hat wenigstens Camilleri mit dem Inhalt des Buches eine gute Arbeit geleistet – ebenso wie auch sein Held, Commissario Salvo Montalbano.

__________________________________________________

Originaltitel: Il campo del vasaio, Italien 2008, dt. 2012, (Übersetzung: Moshe Kahn)

Dieser Beitrag wurde unter Rezension abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..